Profilbild von mabuerele

mabuerele

Posted on 23.12.2022

„...Jack Bannister war nach seinem eigenen Dafürhalten der glücklichste Mensch auf Gottes weiten Erdenrund. Soeben hatte ihn der Pfarrer der Kirche St. Nikolas in Depford, dem Ortsteil von London, in dem sich die meisten Werften und Faktoreien der großen Handelshäuser befanden, mit Marie‑Claire, der Tochter von Captain Gilbert Magminot, vermählt...“ Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender und gut recherchierter historischer Roman. Das Eingangszitat zeigt auch, dass der Autor Wert auf Details legt und der Schriftstil ausgereift ist. Wir schreiben das Jahr 1681. Kurz nach der Hochzeit begibt sich Jack als Erster Offizier auf ein Handelsschiff. Die Route führt nach Afrika. Dort werden Sklaven als Ware geladen, die nach Westindien gebracht werden. Zucker, Rum, Gewürze und wertvolle Hölzer waren später die Ladung für die Heimfahrt nach Europa. Die Reise wird detailliert beschrieben. Auch die Unterschiede der englischen Flotte werden deutlich gemacht. „...Ihre schnellen und gut ausgerüsteten und bewaffneten Schiffe segelten allein und nicht im Konvoi und waren deshalb in der Lage, die Dreiecksroute in einem Jahr zurückzulegen...“ Der Umgang mit den Sklaven ist heftig. Nicht jeder der Besatzung verträgt das. Für Jack als Ersten Offizier bedeutet das, für eine klare Linie zu sorgen. „...Wenn euch etwas nicht passt, sucht unseren Captain in seiner Kajüte auf und tragt ihm eure Beschwerde vor...“ Nach einem erfolgreichen Kampf gegen Piraten kehrt das Schiff nach London zurück. Im Hafen wartet Marie-Claire. Captain Harris konstatiert: „...Mrs Bannister scheint ja eine atemberaubende Schönheit zu sein. Und ich treu ergeben, wenn ich ihr Winken richtig deute. Passt bloß gut auf sie auf! An solchen Blumen schnuppern auch andere Männer gern...“ Während Jack nun als Captain der Golden Fleece erneut nach Afrika unterwegs ist, lerne ich als Leser die Dekadenz am französischen und am englischen Hof kennen. Frauen prostituieren sich, um die Karriere ihrer Männer zu fördern. Und James, der Bruder des englischen Königs, macht deutlich, dass er ein Nein nicht akzeptiert, wenn er eine Frau will. Jack kommt vorzeitig nach London zurück. Das sorgt für ihn für eine unangenehme Überraschung. Keiner hat mit ihm gerechnet. Jetzt wechselt er die Seiten. Er geht als Pirat in die Karibik. Sein spezielles Ziel sind englische Schiffe. Crispe, sein bisheriger unmittelbarer Vorgesetzter kennt die Ursache dafür. Im letzten drittel des Buches lerne ich das Leben der Piraten kennen. Dabei gibt es gravierende Unterschiede, wie mit den gekaperten Schiffen und ihre Besatzung umgegangen wird. Jack hat sich seine Menschlichkeit bewahrt. Das Buch enthält zu Beginn die Zeichnung eines Segelschiffs mit voller Beflaggung. Dann folgt ein Personenverzeichnis. Ein informatives Nachwort trennt Realität von Fiktion. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es, in einer spannende Handlung eine Vielzahl an historischen Fakten unterzubringen. Dazu gehören auch wissenswerte Information über Aufbau, Beflaggung und Bewaffnung von Schiffen.

zurück nach oben