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thursdaynext

Posted on 20.12.2022

Not too big to fail „Eine Katastrophe kommt nie im richtigen Moment. Die Dinosaurier haben sie nicht erwartet.“ Ach ne, denkt sich da die Leserin. Das kann ja heiter werden, wenn es so weitergeht. Dinogroße Platitüden im Vorwort. Aus einem Sachbuch ein fast schon romantisches Buch über den Abgang der Tyrannenechsen zu machen ist schon eine Kunst. Hier spielt wohl die ausgeprägte Zuneigung, man kann es auch schon Liebe nennen, der Autorin Riley Black die größte Rolle. Sie erreicht damit tatsächlich, dass man mitten in der Kreidezeit dabei ist und das Leben einzelner Individuen mitverfolgt. Mir war das etwas too much, wohl auch weil ich mir, anders als Riley, keine Rückkkehr der Saurier, die, wie sie gut belegt, unmöglich ist, wünsche. War wirklich der Asteroid die Ursache? Lest nach, die wissenschaftliche Meinung geht größtenteils in diese Richtung. Hier hätte ich mir ein wenig mehr zu den anderen Theorien gewünscht, nicht weil ich denke sie wären richtig, rein aus Neugier. Sie wurden erwähnt aber nicht näher ausgeführt. Tatsächlich mochte ich, abgesehen von einigen Ausnahmen, den Stil der Autorin nicht. Diese verträumte, ernsthafte Hingabe an die Vorzeitriesen und ihre Begeisterung ist fast in jedem Kapitel deutlich. Schön, wenn ForscherInnen für ihr Thema brennen, aber diesmal hat es mich ein wenig genervt. Andererseits, der Bericht über den Asteroideneinschlag und seine unmittelbaren Auswirkungen las sich wie ein unglaublich dystopisch faszinierender Thriller. Den hätte ich nicht verpassen mögen. Und sie hat diesen fiktiven wissenschaftlichen Bericht gut gegliedert. Beginnend vor dem Einschlag mit der Beschreibung des Dinosaurieralltags in Hells Creek, während des Einschlags über die Zeiten hinweg. Die erste Stunde, der Tag nach dem Treffer, einen Monat später, ein Jahr und dann von einhundert Jahren bis hin zu einer Million Jahre nach dem Einschlag. Extrem beeindruckend was so ein Gesteinsbrocken anrichten kann. Die Auswirkungen auf verschiedene Teile der damaligen Erde sind heute noch zu finden und bieten viele Lesarten der Deutung. Black gibt den wissenschaftlichen Konsens wieder, wenn nicht, macht sie die LeserInnen daruf aufmerksam. Mich hat die Geschichte der Überlebenden mehr fasziniert, als die der dem Untergang geweihten Urzeitriesen. Too big to fail gibt es nicht. Soviel ist sicher. Manchmal ist es gut sich unterirdisch verkriechen zu können. Ein Glück für uns Säugetiere. Interessant, ja fast atemberaubend ist, wie sich das Leben nach dem Einschlag weiter entwickelt, Möglichkeiten findet sich zu verbreiten und evolutionär zu verändern. Live rocks, das wird in “The last days of the dinosaurs” so der englische Titel klar. Wie das funktioniert haben könnte ist ein Abenteuer. Für DinoliebhaberInnen und Evolutionsbegeisterte und trotz all der Mäkelei auch für mich ein spannendes Buch. Wer stilistisch damit keine Probleme hat wird es sicher lieben.

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