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ele95

Posted on 15.12.2022

Der Salon, Roman von Julia Fischer, EBook von Bastei Entertainment Zwei junge Frauen und ihre Suche nach dem Glück - der zweite Band der berührenden Familiensaga. Marlene ist nach dem Tod ihres Bruders Hans am Boden zerstört. Einziger Lichtblick und Hoffnung ist der Sohn ihres Bruders der kleine Peter. Der Junge lebt zusammen mit seiner Mutter Charlotte, mit Leni, und deren Mutter, in einem kleinen Dorf bei München. Die Arbeit im Salon Keller erledigt Leni mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen. Platz für einen Mann in ihrem Leben gibt es nicht. Als ihr Chef sie zu einer Fortbildung nach London in den renommierten Salon von Vidal Sassoon schickt kommt sie mit neuen Ideen und Wünschen zurück nach München. Den Kopf voller moderner Inspiration und durchdrungen von den Swinging Sixties will sie einen eigenen Salon eröffnen, doch dann schlägt das Schicksal erneut zu. Auf diesen Fortsetzungsband der Salon-Reihe habe ich schon ungeduldig gewartet. Dieser zweite Band hat mich wieder gut unterhalten, er setzt 5 Jahre nach den Geschehnissen aus Band 1 ein, Lesefluss hat sich sofort eingestellt. Trotzdem fand ich den Vorgängerband dramatischer und anrührender. Obwohl es auch hier Schicksalsschläge und Verwicklungen gab, war das Ende diesmal absehbar. Dennoch habe ich mit den Figuren mitgefiebert, gelitten und gebangt. Die ja schon bekannten Charaktere haben durchwegs eine beachtenswerte Entwicklung gemacht, sie handeln nachvollziehbar und sind authentisch. Der Leser hat keine Probleme sich mit ihnen zu identifizieren. Die Handlung ist logisch aufgebaut und flüssig zu lesen, sie wird von lebhaften Dialogen, zum Teil in Mundart aufgelockert. Die Autorin schreibt im auktorialen Stil, deshalb ist eine Gesamtübersicht über die Geschichte zu jeder Zeit möglich. Besonders reizvoll finde ich, dass das Zeitkolorit ganz eindringlich dargestellt wird. Zeitschriften, Hits, Filme und vor allem das Zeitgeschehen sind eingebunden. Z.B. der Besuch von Queen Elizabeth, die Olympiade in Innsbruck oder das Kennedy-Attentat, nicht zuletzt die Frisuren und die Mode aus den Sechzigern, ich fühlte mich als Leser unmittelbar in diese Zeit hineinversetzt. Meine Lieblingsfigur neben Leni, die zielstrebig ihren Weg geht, war Georg Lindner, Onkel Schorsch, eine tragische Figur. Er selbst bezeichnet sich im Buch als Nebenfigur und als tragischer Held. Er der stets für alle da ist, die Kastanien aus dem Feuer holt, der es auch einmal verdient hätte glücklich zu sein. Nur schwer kann ich am Ende nun alle gehen lassen. Einen weiteren Band würde ich mir durchaus noch wünschen. Wie es im Salon, mit den vertrauten Akteuren weiter- und vor allem wie es dem kleinen Peter ergeht, würde mich schon interessieren. Von mir eine Leseempfehlung, dieses Buch könnte als Einzelband gelesen werden, schöner ist es auf alle Fälle, die beiden Bände hintereinander zu lesen. Geeignet für die Leser die Romane mit hohem Zeitkolorit mögen. Dafür 4 Sterne.

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