Profilbild von fernweh_nach_zamonien

fernweh_nach_zamonien

Posted on 14.12.2022

Ein magisches Abenteuer über Zuversicht und Hoffnung. Teilweise sehr düster und gleichzeitig herzerwärmend. Inhalt: Das 9-jährige Waisenkind Amelia Wishart bestreitet ihren kümmerlichen Lebensunterhalt als Kaminkehrermädchen auf den Dächern von London. Voller Hoffnung, glaubt es daran, dass der Weihnachtsmann ihren Wunsch erfüllen und ihr helfen wird. Doch der hat gerade andere Sorgen und alle Hände voll zu tun:  Trolle treiben ihr Unwesen im Wichtelreich, Rentiere fallen plötzlich vom Himmel ... Wenn der Weihnachtszauber noch schwächer wird, ist das ganze Weihnachtsfest in Gefahr! Ob Amelia dem Weihnachtsmann helfen kann? Altersempfehlung: ab 10 Jahre Einband- und Covergestaltung/Illustrationen: Der Schutzumschlag ist mit goldglitzernden Elementen verziert und vom Cover schaut mutig (und ein wenig skeptisch) das neunjährige Kaminkehrermädchen. Für Weihnachtsstimmung sorgt der kleine Elf, der verschmitzt hinter Amelia steht.  Im Innern unterstreichen detaillierte Bleistiftzeichnungen die Handlung und geben den Figuren ein Gesicht.  Wie auch die Geschichte selbst wirken die Illustrationen zunächst traurig und düster, wärmen jedoch auf den zweiten Blick das Herz. Die kleinen Wichtel, wie sie durch die Werkstatt wuseln, sind einfach goldig anzuschauen. Mein Eindruck: Die Geschichte spielt in den 1840ern und wird nach einer kurzen Einführung über die Macht der Hoffnung mit viel Humor und Charme erzählt.  "Ohne Hoffnung gibt es keine Wunder."  (vgl. S. 7)  Das Hoffnungsbarometer zeigt dem Weihnachtsmann an, wie stark Hoffnung und Wünsche nach Wundern bei den Kindern auf der Erde ausgeprägt sind. Keine Hoffnung, kein Weihnachtszauber. Was für ein Dilemma! Wie für englische Kinderbücher typisch, ist die Ausgangssituation der 9-jährigen Amelia alles andere als rosig: der Vater ist schon vor Jahren gestorben, die Mutter schwer krank und mit einem Fuß bereits im Grab, das kleine Mädchen verdient nur ein paar Penny für Medizin und Lebensmittel. An ihrer Seite ist der schwarze Kater Käptn Ruß, der sie zu Beginn gleich in Schwierigkeiten bringt.  Besonders unter die Haut geht die Sterbeszene, denn Amelias Wunsch bleibt überfüllt und die Mutter erliegt nach langem Leiden ihrer Krankheit. "Das Leben ist wie ein Schornstein - manchmal musst du dich durchs Dunkel mühen, um ans Licht zu gelangen."  (Jane Wishart, Amelias Mutter, vgl. S. 59) Mr Creeper, Inhaber des Arbeitshauses, schikaniert seine Angestellten, lässt sie unter unmenschlichen Bedingungen schuften und seine Grausamkeit kennt keine Grenzen. Ausgerechnet er soll sich dem Waisenkind annehmen. Der tapferen Amelia misslingt die Flucht und im Arbeitshaus kämpft sie nun um das letzte Fünkchen Hoffnung. "Ihr einziges Ziel war, gar nichts mehr zu fühlen. Was hatte es für einen Sinn, Gefühle zu haben, wenn das einzige Gefühl, das ihr noch möglich war, Kummer war." (vgl. S. 236) Von Wut erfüllt durch die ununterbrochenen Enttäuschungen ist Amelia eine authentische und vielschichtige Figur. Beim Lesen hat man mehr als einmal einen Kloß im Hals. Den Weihnachtsmann (Nikolas) kennt man vielleicht bereits aus dem ersten Buch dieser Reihe: "Ein Junge namens Weihnacht". Auch gibt es ein Wiedersehen mit liebevoll gestalteten Nebenfiguren: Wahrheitselfe Pixie, den Wichteln Kleine Nusch und Väterchen Toppo, Rentier Blitz und vielen anderen. Zuckersüß ist das kleine Mäuschen Maarta (Urururururenkelin von Nikolas' Mäuserich Miika). Es hatte definitiv einen größeren Auftritt verdient. Obendrauf kommen prominente Gastauftritte von Charles Dickens und Queen Victoria höchstpersönlich. Als Kind musste auch Nikolas viele Rückschläge ertragen und fühlt mit dem Kaminkehrermädchen umsomehr. Für Spannung sorgen parallele Handlungsstränge, die immer im Wechsel verdeutlichen, dass der Weihnachtsmann Amelias Hilfe benötigt und umgekehrt. Zusätzlich begleitet man Wichtelfrau Nusch (wobei diese Ausflüge den Lesefluss eher unterbrechen). Am Ende kreuzen sich die Wege und leiten das ersehnte Happy End ein. An das erste Abenteuer (wie Nikolas zum Weihnachtsmann wurde) kommen Amalias Erlebnisse nicht ganz ran. Dennoch ist es eine außergewöhnliche und herzzerreißende Geschichte über die Macht und den Zauber der Hoffnung. Fazit: Ein magisches Märchen, welches auch düstere Seiten zeigt und so die glücklichen Momente noch mehr erstrahlen lässt. Eine außergewöhnliche Erzählung, die Hoffnung schenkt und für Weihnachtszauber sorgt. Detaillierte und atmosphärische Bleistiftzeichnungen ergänzen die Geschichte. ... Rezensiertes Buch: "Das Mädchen, das Weihnachten rettete" aus dem Jahr 2017

zurück nach oben