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Cathy | Mlle Facettenreich

Posted on 19.10.2018

Mein erstes Buch von Agatha Christie, mein erster Fall mit Hercule Poirot. Natürlich war mir der Name Christie bekannt, aber da ich mich mit Krimis ohnehin etwas schwer tue, hatte ich bisher nie den Drang, mir ihre Bücher mal genauer anzusehen. Nun kam die Neuauflage mit unter anderem Kenneth Branagh und Johnny Depp ins Kino und irgendwie mochte ich den Trailer und hatte Lust auf diese Geschichte. Übrigens der einzige Titel, den ich von Christies Büchern kenne, schon immer, seit ich mich erinnern kann. Ich weiß nicht mal warum, aber der Titel war immer schon da, obwohl ich nie das Buch gelesen habe. Wie so oft bei Verfilmungen die Frage: Erst das Buch oder doch schon den Film? Ich hab mich für das Buch entschieden und wurde nicht enttäuscht. Es gefiel mir wirklich unheimlich gut. Ich hab mich sogar ein bisschen gefühlt, als läge es allein an mir das Rätsel um den Mord im Orientexpress zu lösen, denn der Fall wird sehr strukturiert angegangen. Nacheinander werden alle Reisenden im Zug vernommen. Ich war oft geneigt mir Notizen zu machen, um zu sehen, ob ich den Fall ebenfalls lösen könnte. Absolut ungewohnt für mich im Vergleich zu den Fällen von David Hunter. Die Besonderheit: das Setting ist, aufgrund des eingeschneiten Zugs, sehr klein. Hauptsächlich befindet man sich im Speisewagen zusammen mit Poirot und seinen Kollegen. Keine Einbledungen aus anderer Sicht eines Geheimnisvollen, kein Verpassen von Hinweisen, da sich niemand entfernen kann und man selbst bzw. Poirot nicht von anderen Dingen abgelenkt werden kann. Und trotzdem habe ich es keineswegs als langweilig empfunden, ich fand es sogar ganz erfrischend, dass sich mein Gehirn komplett auf den Fall konzentrieren konnte, wo es sonst selten eine Chance hat, wegen ständiger Schauplatzwechsel. Aber ich hatte auch diesmal keine Chance. Poirot warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Ich? Ich verdächtige alle und jeden bis zur letzten Minute“, sagte er. S.58 Agatha Christie - Mord im Orientexpress Wie immer hatte ich schnell einen Verdächtigen, aber die Auflösung übertraf alles, was ich mir vorgestellt und zusammen gereimt hatte. Beim genaueren hinsehen vielleicht etwas verrückt, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm, weil es einfach so besonders war. Ich fand auch den Stil sehr angenehm. Sehr strukturiert und obwohl das Buch schon von 1934 ist, hatte ich nicht eine Sekunde das Gefühl, dass das Buch wirklich schon so alt ist. Auch waren die Charaktere und insbesondere Hercule Poirot großartig. So viele Charaktere auf so engem Raum, aber alle so grundverschieden und alle mit mehr oder weniger großen Geheimnissen. Poirot selbst ist ein cleverer Detektiv, findig wie Sherlock, mit dem Blick auf die Details ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren, aber wesentlich umgägnlicher und weniger narzisstisch. „Das Unmögliche kann nicht geschehen sein, folglich muss das Unmöglich, allem Anschein zum Trotz, eben doch möglich sein.“ S. 156 Sehr empfehlenswert und ich werde mir beim nächsten Besuch in der Buchhandlung auf jeden Fall auch mal ein paar andere Fälle von Poirot anschauen. „Sie sind der größte Rätselrater aller Zeiten.“ Mr Hardman lehnte sich zurück und sah Poirot bewundernd an. S. 238

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