Casaplanca
Warum aus Bird Noah wird "Unsre verschwundenen Herzen" von Celeste Ng ist eine Dystopie, die einen betroffen macht. Betroffen aus vielen Gründen, einer davon ist, dass es sich über weite Strecken gar nicht so dystopisch anfühlt. Die Handlung spielt in einem fiktiven Amerika, könnte genauso aber auch überall sonst angesiedelt sein, auch in unserem Land. Hier gibt es nach einem einschneidenden Ereignis für die Bevölkerung große Einschränkungen. Darauf aufbauend wird ein Feindbild geschaffen und der Feind ist hier asiatisch. Mitten in dieser Welt wächst Bird auf. Bird lebt bei seinem Vater, der sich gut um ihn kümmert, seit seine Mutter verschwunden ist. Birds Vater ist Amerikaner, seine Mutter auch, aber asiatischer Abstammung. Und auch an Bird gehen die Auswirkungen dieses neuen Systems nicht spurlos vorbei. Da der erste Teil ganz aus Birds, teils noch kindlicher Perspektive, geschrieben ist, trifft einen die Wucht dieser Ungerechtigkeit noch stärker. Im zweiten Teil des Buches ändert sich der Erzähler und auch der Erzählstil und man bekommt einen tieferen Einblick in das Geschehen. Am erschreckendsten fand ich wirklich die Vorstellbarkeit des Ganzen, dieses nur ein wenig Abweichen von der Realität. Die Autorin schafft es hier mit sehr leisen und teils poetischen Worten einen unterschwelligen Schrecken zu verbreiten. Der Roman ist für mich nicht perfekt, zu vieles bleibt mir offen und ungeklärt, aber er geht unter die Haut, berührt und rüttelt auf und ist es definitiv wert, gelesen zu werden.