hyperventilea
Von ungesunden und heilenden Beziehungen „Wie das Sprichwort ganz richtig sagte: Eine Lüge war schon um die halbe Welt, ehe die Wahrheit sich die Schuhe angezogen hatte.“ Nachdem Hochzeitsfotografin Harriet den Heiratsantrag ihres Freundes Jon ablehnt, braucht sie dringend eine neue Bleibe. Über eine befreundete Immobilienmaklerin erfährt sie von einem freien Zimmer bei Cal. Sie mietet das Zimmer ungesehen und ohne Cal zu treffen. Die beiden WG-Bewohner verstehen sich zunächst gut. Erst später wird klar, dass Harriets Cals brisantes Geheimnis kennt, das die Situation zwischen den beiden verkompliziert. Auch Harriet schleppt allerhand Ballast mit sich herum. Sie glaubt nach schlechten Erfahrungen nicht mehr an die große Liebe. Ob die beiden Mitbewohner es schaffen, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen? Mhairi McFarlane schreibt unkompliziert und flüssig in der dritten Person Vergangenheit. Der lockere Schreibstil lässt sich leicht und angenehm lesen. Da soziale Medien im Roman eine größere Rolle spielen, sind auch Facebook-Posts oder WhatsApp-Nachrichten abgedruckt, die für die Handlung wichtig sind. Dass Harriet ein Problem mit Beziehungen hat, zeigt sich spätestens dann, als sie den Heiratsantrag ihres Freundes zunächst unter Zugzwang annimmt und kurz darauf ihre Entscheidung revidiert und die Flucht antritt. Welches Trauma die junge Frau genau zu verarbeiten hat, wird im Verlauf nachvollziehbar erklärt. Harriet ist ein recht authentischer Charakter. Bei Cal wird ebenso rasch klar, warum er sich verhält, wie er sich verhält. Auch seine Erfahrungen und die Konsequenzen, die er daraus zieht, werden recht realistisch dargestellt. Cal wirkt auf mich allerdings etwas zu nett und glatt. So locker-leicht und zuckersüß sich „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“ gerade am Ende entwickelt, so enthält der Plot auch viel Stoff zum Nachdenken. Es geht im Roman um Freundschaft und Liebe, aber auch um verschiedene Wahrnehmungen der Wirklichkeit und um die Macht des Internets und der sozialen Medien, die gnadenlos und unerbittlich ganze Existenzen zerstören können. Für mich zwar nicht der spritzigste und überraschendste Roman der Autorin - gerade anfangs zieht sich die Handlung ein wenig- aber ein durchaus unterhaltsames und lesenswertes Buch fürs Herz und das Gemüt.