Chief Propaganda Officer
Als in einer UN-Forschungsstation in der Antarktis der Arzt stirbt, nutzt die durch einen Unfall entstellte Notärztin Kate North die Chance, dort anzufangen. Schnell merkt sie, dass es in der Station viele Spannungen unter der Besatzung gibt. Sie kommt dahinter, dass es am Tod ihres Vorgängers zumindest einige Ungereimtheiten gibt. Durch ihre Fragen dazu fällt sie unangenehm auf und irgendwann ist klar, dass es in der Ewigen Nacht und eingesperrt in der Station unter ihnen einen Mörder gibt, vor dem niemand sicher ist. Gleich vorneweg: Ich habe dieses Hörbuch abgebrochen. Das lag keinesfalls an der Leistung der Sprecherin, die es gut gemacht hat, sondern einzig und allein am wirklich miesen Script und der an den Haaren herbeigezogenen Handlung sowie einer furchtbaren Protagonistin, die ich einfach nicht mehr länger ertragen konnte. Man muss sich das vorstellen: Eine UN-Forschungsstation. Monatelang isoliert von jeglicher Hilfe. Allein die Logik besagt, dass die Leute, die dafür ausgewählt werden, nicht einmal, nicht zweimal, sondern dutzende Male auf körperliche und vor allem mentale Fitness durchgecheckt werden. Aber wen schicken sie hier im Buch? Eine traumatisierte, völlig drogenabhängige und vor allem extrem inkompetente Ärztin. Klingt logisch, zumal sie die einzige Medizinerin sein soll? Angeblich ist sie Notärztin, also jemand, bei dem man erwartet, dass er/sie Kugeln zum Frühstück isst und dabei nicht mit der Wimper zuckt. Nicht so Kate. Die kämpft mit den Tränen, wenn die böse Kindergartentante aka Chefin der Station mit ihr schimpft. Dafür futtert sie wie ein Kindergartenkind Smarties ihre Schlaf/Schmerz/Betäubungsdrogen, sodass sie die Hälfte der Zeit kaum ansprechbar ist. Die andere Hälfte der Zeit verbringt sie damit, die Männer der Station abzuchecken auf eine notgeile Art, die mich abstieß. Andere Mitglieder der Crew ziehen sich regelmäßig Joints rein, was übrigens auch niemanden stört, oder sind psychisch so angeschlagen, dass sie eigentlich einen Aufenthalt in einer guten Nervenklinik bräuchten. Lasst uns noch kurz über die Charaktere plaudern. Über Kate habe ich mich gut ausgelassen. Die anderen sind übrigens von einer Klischeenationencheckliste abgehakt. Die PoC-Ofrah-Wimfrey, die für ihre Enkelkinder strickt? Check. Der US-Sonnyboy? Check. Der große, stille Isländer mit Norwegerpullover? Check. Die schöne, aber kalte Französin? Check. Davon abgesehen werden alle Frauen als megaunfähig oder bösartig oder dumm dargestellt. Eine von denen scheint Verhütungsmittel für Schokolade zu halten und sie möchte gerade abnehmen. So oder so ist das Buch ein Witz. Anfangs war ich von der Idee fasziniert, ein Mörder in einer kleinen Gemeinschaft, und es besteht absolut keine Chance, dass man entkommen kann, dazu die Umgebung. Aber was die Autorin daraus gemacht hat ... Ich hätte über alles noch drüber wegschauen können, wenn Kate nicht die unsympathischste, nervigste und verheulteste Protagonistin ever gewesen wäre. Aber irgendwann hatte ich einfach nur gehofft, dass uns der Mörder von ihr erlöst und wir einfach aus der Sicht von jemanden anders den Rest erfahren. Wer weiß, vielleicht passiert das später auch noch, aber ich hatte keine Lust mehr, auf einen Hauch von Spannung oder Logik oder wenigstens interessanten Erzähstil zu warten. Abbruch, keine Empfehlung.