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Merle

Posted on 6.12.2022

Danke an NetGalley und den Hörbuch Hamburg Verlag, die mir ein Hörbuch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig. Ich habe die ersten drei Bände der „Happy Ever After“ Reihe von Jenny Colgan gelesen, die alle in Schottland spielen. „Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ spielt in der gleichen Buchwelt, aber man kann es definitiv unabhängig voneinander lesen. Besonders Ramsey (der männliche Protagonist aus Band 2) taucht öfters auf, und am Ende auch Zoe und die Kinder, aber man versteht die Geschichte auch ohne Band 2 zu kennen (auch wenn man vielleicht ein, zwei Nebensätze mit Anspielungen nicht so sehr wertschätzen kann wie sonst). Carmen verliert ihren Job, als das große Kaufhaus schließt. Ihre ältere und hochschwangere Schwester Sofia bietet ihr Hilfe an. Sie besorgt Carmen einen Job in einer kleinen Buchhandlung in Edinburgh und lässt Carmen bei sich wohnen, unter der Bedingung, dass Carmen Sofia ab und zu mal bei der Betreuung ihrer Kinder hilft. Wie in den anderen Bänden der Happy Ever After Reihe soll die Protagonistin irgendwo aushelfen, wo es grade überhaupt nicht gut läuft. So ist es bei Mr. Credie auch der Fall, dessen Buchhandlung kurz vor der Insolvenz steht. Er ist zwar ein Buchliebhaber, aber ein schlechter Geschäftsmann… eigentlich eine unmögliche Aufgabe, aber Carmen gibt sich Mühe und überlegt sich ein Konzept, wie sie die alte Buchhandlung in der märchenhaften Victoria Street in Edinburgh retten kann. Und ganz unverhofft treten zwei Männer in ihr Leben… für wen wird sie sich entscheiden? Den erfolgreichen Autor Blair, oder den Uniprofessor Oke? Was ich schön fand, war die gemütlich-weihnachtliche Stimmung in Schottland, in der Weihnachtsbuchhandlung – da führt der deutsche Titel nämlich etwas in die Irre. Ja, es ist ein kleiner Buchladen und es spielt während der Weihnachtszeit. Doch ein großer Fokus in der Buchhandlung sind Weihnachtsbücher. Und das Zusammensein mit der Familie, auch wenn Carmen und Sofia einige Probleme miteinander haben. Trotzdem wachsen sie, besonders über die Kinder, in der Weihnachtszeit zusammen und machen viele weihnachtliche Aktivitäten. Dieses Buch ist schon sehr kitschig und stereotypenmäßig, wenn man mehrere Weihnachtsfilme kennt… eine Frau, die im Dezember hochschwanger ist. Ihr Mann ist noch im Ausland… wird er es rechtzeitig zur Entbindung nach Hause schaffen? Wann wird das Kind kommen? Wann fällt der erste Schnee? Die andere Schwester ist hin- und hergerissen zwischen zwei Männern, und eine Abreise steht an. Wird sie ihn noch rechtzeitig erwischen, um ihre Liebe zu gestehen? Ich will diese Fragen hier offen lassen, weil die Antworten eigentlich schon offensichtlich sind… ich sehe das übrigens weder als negativ noch als positiv an. Es ist einfach ein Fakt, dass hier viele typische Wendungen aus diversen Weihnachtsfilmen vorkommen. Etwas anstrengend fand ich die teils abrupten Perspektivwechsel zwischen zahlreichen Charakteren, auch wenn es auch schön war, eine Szene aus beiden Perspektiven zu kennen – besonders bei Carmen und Sofia, die ja die Welt komplett unterschiedlich wahrgenommen haben. Aber im Hörbuch musste man doch sehr genau aufpassen, wann es jetzt um wen ging, was halt anstrengend wurde. Zum Ende hin kamen mir dann doch ein paar zu viele Themen auf. Oke und seine Quäker Religion (wobei ich das fast am spannendsten fand), Enthüllung über das Kindermädchen Skylar, Carmens Entscheidung zwischen zwei Männern, die Geburt von Sofias Kind und Mr. Credies Vergangenheit, die zu einem Familiengeheimnis nach Deutschland führt. Also es passiert dann doch schon sehr viel auf einmal. Ich hätte mir da lieber einen Fokus auf den Carmen-Buchhandlung Plot gewünscht, und hätte gar nicht mehr so viel Liebes/Familiendrama gebraucht. Auf Love Triangles stehe ich ja auch nicht so doll… Das Buch hatte doch sowieso schon eine gute Handlung. Naja. Ein letzter Kritikpunkt für mich ist die fehlende Kommunikation der Erwachsenen. Die reden nämlich fast nie miteinander, sondern sehen eine Situation und interpretieren die sich zusammen. Das kenne ich eigentlich nur aus Jugendbüchern und fand das hier schon unrealistisch. Das klingt grade alles so negativ, aber insgesamt hatte ich eine gute Zeit mit dem Hörbuch und die Stimme der Erzählerin hat mir gut gefallen. In manchen Fällen wäre weniger einfach mehr gewesen und ich hätte mir einen stärkeren Fokus auf die Buchhandlung und Sofia und Carmen als Familie gewünscht, aber die zusätzlichen Plot-Elemente haben mir meine Freude an dem Buch nicht genommen – sie waren mir aber eher egal. Ich bin durch das Buch in weihnachtliche Stimmung gekommen und möchte jetzt auch unbedingt nach Edinburgh. Ich gebe sehr großzügige 4 Sterne.

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