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Fina

Posted on 5.12.2022

Gestaltung: Ich habe mich direkt in der Vorschau in dieses Buch verliebt. Hexengeschichten zu gestalten ist gar nicht so einfach, da sie meist ein düsteres Kleid bekommen, aber sich natürlich auch von anderen Geschichten dieser Art abheben sollen. Das hat der Knaur Verlag hier ganz wunderbar hinbekommen. Das Royal Blue des Covers passt perfekt zu dem adeligen Hintergrund des Hexenzirkels. So wirkt das Cover schlicht, hat aber das gewisse Etwas. Die goldene, folierte Schrift setzt dem ganzen im wahrsten Sinne des Wortes noch die Krone auf, ein zauberhaftes Detail. Kleinigkeiten, wie eine Landkarte vorne im Buch und ein Glossar hinten, geben der Ausgabe das besondere Etwas. Bei dieser Reihe bin ich mal heilfroh, dass der Verlag sich gegen die Originalcover entschieden hat. Ich finde die englische Ausgabe mit dem Knallbonbon-pinken Cover ehrlich gesagt nicht ansprechend und auch unpassend für die Geschichte. Es spiegelt zwar den modernen Touch der Geschichte wider, aber auf eine eher unästhetische Weise. Da bin ich mit unserem deutschen Cover doch sehr viel glücklicher. Darum geht's: Die Freundinnen Niamh, Helena, Elle und Leonie versuchen sich von dem schrecklichen Krieg der Hexen zu erholen - jede auf ihre eigene Weise. Während Leonie sich ganz ihrem eigenen Zirkel in London widmet, ist Helena in den Tätigkeiten als Hohepriesterin des Hexenzirkels Ihrer Majestät (= HIM) vertieft. Niamh kann nach dem Tod ihres Mannes keine neuen Gefühle zulassen und Elle entdeckt die ersten magischen Kräfte bei ihrer Tochter Holly. Die Ruhe wird je gestört, als die Orakel das Eintreffen von Leviathan vorhersehen, der die Welt in Schutt und Asche legen wird. Er wird in der Gestalt eines Kindes kommen, und dieses scheint gerade entdeckt worden zu sein... Idee/ Umsetzung: Ich bin ohne große Erwartungen in diese Geschichte gestartet. Aus dem englischsprachigen Raum hatte ich schon mal etwas davon gehört, aber es war kein riesiges Hype Buch, wie es bei manch anderer Reihe der Fall ist. Es klang interessant, dass Juno Dawson eine Hexengeschichte modern erzählen wollte. Ich habe dabei insbesondere an das Setting in unserer heutigen Zeit gedacht. Ich bin von Beginn an sehr gut in die Geschichte hineingekommen. Wir haben die vier Perspektiven der Freundinnen, die abwechselnd zu Wort kommen. Niamh nimmt allerdings mit Abstand die größte Erzählperspektive ein, was mir sehr gefallen hat. Meine Bedenken, dass ich durcheinanderkommen könnte, wurden schnell zerstreut, die Autorin schafft es sehr gut, die Leben der Freundinnen voneinander abzugrenzen. Da wird es mit einem etwas komplexeren Worldbuilding zu tun haben, gibt es einzelne Kapitel der Vergangenheit, in denen über den zurückliegenden Krieg der Hexen und die Entstehung des HIM berichtet wird. Das hilft sehr, alle Handlungsstränge gut mitverfolgen und nachvollziehen zu können, weshalb einige Hexen so handeln, wie sie handeln. Die Geschichte spielt hauptsächlich aber in unserer Zeit und ausschließlich in unserer Welt, wodurch das Setting sehr gut nachzuvollziehen ist. Zudem ist die Spannung in der Geschichte wirklich immer da. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Handlung stagniert. Es passiert immer etwas, ohne dass deshalb Emotionen zu kurz kommen oder etwas zu schnell abgehandelt wird. Diesen Spagat muss man erst mal schaffen... Worldbuilding: Ich bin begeistert davon, wie Juno Dawson es geschafft hat, dass ich mich, ganz Urban-Fantasy, in der Welt zurechtfinde und wohlfühle, aber gleichzeitig viele Besonderheiten entdecken kann. Das Magiesystem ist ein riesiger Pluspunkt der Geschichte. Wir haben es mit Hexen verschiedener Grade zu tun, je nachdem, wie ausprägt die Fähigkeiten sind. Neben Telepathie, Heilung und der Beeinflussung der Elemente gibt es auch Hexen, die mehrere Fähigkeiten beherrschen, so genannte Adept*innen. Die Autorin hat das Magiesystem übersichtlich gestaltet, sodass ich mich gut zurecht gefunden habe, und trotzdem viel Neues eingebracht. Kleine Besonderheiten, wie dass Nicht-magische Personen hier Profane genannt werden, haben das Leseerlebnis sehr plastisch gemacht. Figuren: Das Herzstück der Geschichte sind die Freundinnen, die alle sehr unterschiedlich sind. Manchmal habe ich mich durch ihre Verbindung an Sex and the City mit Magie erinnert gefühlt. Nicht zuletzt auch durch das "reifere" Alter der Freundinnen, sie sind in den 30ern und nicht mehr 20, wie so häufig in Büchern. Das empfand ich als sehr erfrischend. Durch ihre Schwesternschaft im Zirkel haben sie eine ganz besondere Beziehung und Nähe zueinander, die ich sehr inspirierend fand. Obwohl sich alle an ganz verschiedenen Punkten im Leben befinden, sind sie doch bedingungslos für einander da, wenn es darauf ankommt. Doch die Geschichte zeigt auch, wie sich enge Bindungen zerschlagen können, es gibt hier nicht nur Schwarz oder Weiß. Die Autorin spielt mit den Sichtweisen und bindet sehr interessante Fragen zu Freundschaften ein, und wo deren Toleranzgrenzen sind. Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht modern, insbesondere in Bezug auf politische Fragen unserer aktuellen Gesellschaft, ganz unabhängig von den magischen Elementen der Geschichte. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, da das für mich eine Überraschung beim Lesen war. Es sei nur gesagt, dass Themen wie Feminismus, Rassismus und LGBTQIA+ hier in den Fokus gerückt werden. Ende: Das letzte Drittel inklusive des Endes war eine actionreiche Verfolgungsjagd, bei der ich kaum zu Atmen kam. Ich habe ohnehin die zweite Hälfte des Buches in einem Rutsch verschlungen, es zog mich permanent zu der Geschichte. Das letzte Kapitel hat dann nochmal alles getoppt und ich kann es nicht fassen, dass der 2. Band erst im Sommer nächsten Jahres erscheinen wird - ich brauche ihn jetzt sofort! Fazit: Juno Dawson hat mit dem ersten Band "Der Hexenzirkel Ihrer Majestät" den Grundstein für eine neue Lieblingsreihe von mir gelegt. Ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt, habe mich in die Hexenschwestern, in das Magiesystem, in die gesamte Welt verliebt. Ich weiß nicht, wie ich die Zeit bis zum 2. Band überbrücken soll, am liebsten würde ich sofort die gesamte Trilogie durchsuchten. Wenn ihr Hexengeschichten mögt und Lust auf eine moderne Interpretation habt, dann lest unbedingt dieses Buch!

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