Rebecca
Rezension: „Proof of Hope“ von April Dawson Das erste Cover der neuen „Proof of Love“-Reihe von April Dawson ist in einer Farbkombination aus Rosé-, Lila- und Blautönen gehalten. Im unteren Bereich ist die Stadtsilhouette einer Großstadt abgebildet. Diese Darstellung ist ziemlich typisch für ein Buch von April Dawson, denn auch bei ihrer „Up all Night“- und ihrer „Dare to Trust“-Reihe kann man solch ein Bild auf dem Cover zu sehen bekommen. Der Titel „Proof of Hope“ ist in drei Zeilen in türkis-blauer Farbe im oberen Bereich der Coverfront abgedruckt. Das Wort „Proof“ ist in geschwungener Schrift geschrieben und die beiden O’s bilden eine waagerechte Acht – das Unendlichkeitszeichen. Übersetzt bedeutet der Titel so viel wie „Beweis der Hoffnung“. Hoffnung und Liebe sind zwei Dinge, die meist sehr eng miteinander zu tun haben. Vielleicht geht es um notwendige Vertrauensbeweise? Oder ungeklärte Gefühle? Ich bin jedenfalls sehr neugierig auf die Geschichte, die solch einen romantischen Titel trägt. Der Reihenname „Proof of Love“ ist wohl auf die Treuetest-Agentur der Madigan-Schwestern, die ‚Proof-of-Love-Agency‘, zurückzuführen. Mehr dazu werde ich hoffentlich noch erfahren. Charaktere Aurora Madigan, kurz genannt Rory, ist gemeinsam mit ihren beiden Schwestern Inhaberin einer Treuetest-Agentur. Untereinander haben die Schwestern eine gute Beziehung und leben eine wundervolle Familiendynamik. Rory ist in der ‚Proof of Love Agency‘ für die Bereiche Marketing und Social Media zuständig. Sie ist eine äußerst selbstsichere Person, tough und scheint immer ganz genau zu wissen, was wie vom Leben und ihrem Umfeld will. Rory ist außerdem äußerst humorvoll, warmherzig, aber zugleich auch unglaublich impulsiv. In ihrer Freizeit liest sie gerne, geht Bogenschießen und macht auch gerne mal Party mit ihren Freunden. Elijah James ist ein bekannter Finanzmogul und investiert immer wieder in kleine Start-ups um diese mit seiner Hilfe groß rauszubringen. Er ist ein Workaholic, doch für seine Familie und besten Freunde Artur und Mikaela würde er alles tun. Seine Eltern sind geschieden und während sein Vater in derselben Branche arbeitet, ist seine Mutter eine bekannte Autorin. Das einzig wirklich schlechte Verhältnis hat er zu seinem Halbbruder Hardin – und das nicht von seiner Seite aus. Elijah ist gutaussehend, hat ein äußerst souveränes Auftreten, hasst den Herbst und mag es überhaupt nicht, wenn er vor anderen Menschen reden muss. Schreibstil und Handlung Der Schreibstil von Autorin April Dawson war wieder einmal sehr entspannend und gleichzeitig mitreißend. Locker, leicht und flüssig bin ich durch die einzelnen Kapitel geflogen und konnte das Buch stellenweise nur schwer aus der Hand legen. „Proof of Hope“ ist durchgehend in der ersten Person, aus den abwechselnden Sichtweisen der Protagonisten, geschrieben. Dadurch bedingt konnte man sehr tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Rory und Elijah gewinnen und sich in den meisten Fällen auch sehr gut in sie hineinversetzen. Großer Kritikpunkt auf stilistischer Ebene ist für mich allerdings das Gendern gewesen. Für mich hat sowas Nichts in einem Roman zu suchen. Wenn ich eine Romance-Story lese, dann möchte ich der Realität entfliehen, mich in eine andere bzw. fiktive Welt träumen und Abschalten. Da möchte ich mich nicht mit politischen oder gesellschaftlichen Strukturen befassen, die in der ‚echten Welt‘ gerade ständig präsent sind und diskutiert werden. Vor allem fand ich das Gendern in den Dialogen unter den Charakteren absolut fragwürdig, denn in einer normalen Unterhaltung redet doch niemand auf solch eine Art und Weise. Aus diesem Grund und auch auf Basis einiger anderer Aspekte wirkten dadurch einige Dialoge auch ziemlich gestelzt und unecht, geradezu aufgesetzt und als würde überhaupt keine Verbindung zwischen den Gesprächspartnern herrschen. Wiederum sehr gut gefallen hat mir im Kontrast dazu, dass sich in dem Buch eine ganze Menge unterschiedlichster Gefühle aufeinandertreffen – und dabei dreht sich insgesamt alles um die Liebe. Hoffnung, Verliebtsein, Glück auf der Seite der positiven Emotionen und Verrat, Verlust und Wut bspw. auf der Seite der negativen Emotionen. Diese bunte Mischung im Hinblick auf ein zentrales Gefühlsthema gepaart mit einem bildhaften Schreibstil und einer äußerst lockeren Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Inhaltlich hat mich am allermeisten das Setting um die Treuetest-Agentur „Proof of Love“ angezogen. Die Grundidee dahinter fand ich grandios und ich habe mich unglaublich gefreut, mehr über die Umsetzung innerhalb der Geschichte zu erfahren. Leider musste ich im zweiten Drittel des Buches feststellen, dass dieser Storypart leider nur sehr begrenzt ausgeführt worden ist und ich nicht so vielseitige Einblicke erhalten habe, wie ich es mir gewünscht hätte. Generell wurden in „Proof of Hope“ äußerst viele Themenbereiche und Handlungsstränge angeschnitten, die für meinen Geschmack nur unzureichend ausgeführt worden sind. Da wären z. Bsp. der Hass zwischen Elijah und seinem Halbbruder Hardin, die Beziehung von Elijahs Eltern, die geplante Investition des Vaters und noch einige andere mehr. Kommen wir zum Gefühlsaspekt zwischen den Protagonisten Rory und Elijah. Das Knistern zwischen den beiden war für mich sehr deutlich spürbar, die sich angeblich entwickelnden tieferen Gefühle, Liebe, eher nicht. Ich konnte sie einfach nicht greifen, egal wie oft ich es versucht habe. Auch empfand ich den Gewissenskonflikt, den beide bezüglich ihrer beruflichen Zusammenarbeit hatten, zwar angebracht, aber in der Umsetzung viel zu übertrieben, was am Ende nicht ganz meins gewesen ist. Auftretende Probleme waren meist fehlender Kommunikation untereinander geschuldet und irgendwie hat mich stellenweise stark genervt, dass es ständig etwas zu klären gegeben hat, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn man mal normal miteinander geredet hätte. Besonders ab der zweiten Hälfte des Buches ging die Geschichte für mich bergab. Protagonistin Rory, die ja ach so professionell sein soll, hat verhaltenstechnisch das komplette Gegenteil an den Tag gelegt, was für mich sowohl unverständlich als auch nervtötend gewesen ist. Während ich am Anfang noch von ihrem Charakter begeistert gewesen bin, wurde sie mir Kapitel für Kapitell immer unsympathischer. Insgesamt war „Proof of Hope“ nur begrenzt spannend. Das Ende war für meinen Geschmack viel zu offensichtlich und vorhersehbar, geradezu runtergebrochen, dass auch das Happy End mich nicht mehr vom Hocker reißen konnte. Ich gebe zu, dass ich nach der Leseprobe sehr hohe Erwartungen an die Geschichte hatte, denn dieser kurze Einblick in die Geschichte war geradezu perfekt. Leider blieben gerade durch die vielen verschiedenen Themen und Probleme die zunächst wichtig erscheinenden Bereiche auf der Strecke. Auch wenn es wieder ein insgesamt angenehmes Buch von April Dawson gewesen ist, hätte ich mir doch eine bisschen ausgereiftere Umsetzung gewünscht. Ob ich den anderen beiden Madigan-Schwestern noch eine Chance geben werde, bleibt aktuell abzuwarten. Mit etwas Abstand ist das aber durchaus im Bereich des Möglichen. 😊 Fazit Ein solider Einstieg in die neue Reihe von Autorin April Dawson, auch wenn das vorhandene Potential leider nicht vollständig ausgeschöpft worden ist. Die Grundidee einer Treuetestagentur fand ich grandios, doch leider blieb die Geschichte nach einem überragenden Einstieg stark hinter meinen Erwartungen zurück. Für Zwischendurch also ganz okay, aber erwartet nicht zu viel für den weiteren Verlauf. Bewertung: 3 von 5 Sternen