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julemaus94

Posted on 24.11.2022

Tragisches Zeitzeugnis Bücher wie "Isidor" sind unheimlich wichtig, um uns zu zeigen, welche Fehler wir auf keinen Fall wiederholen dürfen. Shelly Kupferberg arbeitet in diesem Buch das Schicksal ihrer Familie auf, im Mittelpunkt steht dabei ihr schillernder Großonkel Isidor. Anhand von alten Briefen und Fotos, die dank ihres Großvaters in Isreal überebt haben, und mithilfe einer mühsamen Suche nach alten Dokumenten, die in den verschiedenen Staatsarchiven verwahrt sind, schildert sie die Erlebnisse zwischen den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts und 1938, dem Sterbejahr ihres Verwandten (und so vieler anderer Juden). Die Erzählung beginnt mit glücklichen Erinnerungen und schildert die Erfolge der Geschwister Geller, ehe der harte Bruch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Wien eingeleitet wird. Nicht nur durch die darauf folgenden Schilderungen wird das Buch zu einer harten Lektüre. Auf jeder Seite merkt man am Beispiel dieser Familie, wie durch das rigorose Umsetzen der damaligen Maßgaben ganze Familiengeschichten ausgelöscht wurden. Meist blieb niemand zurück, der von seinen Vorfahren erzählen oder sich noch an sie erinnern kann. Rekonstruieren lassen sich ihre Geschichten nur noch über behördliche Dokumente. Und immer wieder im Laufe der Handlung wird einem bewusst, dass dies keine Einzelschicksale waren und hier eine ganze Kultur ausgelöscht werden sollte und beinahe auch wurde. Ein unheimlich wichtiges Buch, das mich sehr bewegt hat.

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