Bücher in meiner Hand
Endlich mal wieder ein Buch - sogar eine Serie - das mit Büchern zu tun hat! Schauplatz ist "Das kleine Bücherdorf" in Swinton-on-Sea, das eine reale Vorlage hat, das bekannte Wigtown in Schottland. Autorin Katharina Herzog lässt den ersten Band "Winterglitzern", mit seinem sehr hübschen Cover, hauptsächlich im Fuchsbau, einem Antiquariat, spielen. Hierhin gerät Vicky und bleibt spontan länger als gedacht. Eigentlich hätte sie für die Firma ihres Vaters einfach nur eine seltene Ausgabe von "Alice im Wunderland" kaufen sollen. Doch es ist kompliziert, denn diese Ausgabe ist im Privatbesitz und hat für die Familie keinen materiellen, sondern emotionalen Wert. Erst denkt Vicky noch, dass sie es hinbekommt, Graham diese Ausgabe abzukaufen, doch bald will sie es selbst auch nicht mehr. Denn Vicky fühlt sich unerwartet wohl in diesem kleinen Dorf - kein Vergleich zu dem geschäftigen Hamsterrad in dem sie in München steckt. Die unterschiedlichen Figuren sind toll gezeichnet, nichts anderes hab ich von Katharina Herzog erwartet. Wir haben Graham, ein Witwer, der nicht vorwärts schauen kann. Dann sein Vater Paul, Grahams Sohn Finlay und die vorlaute Nachbarstochter Gertie sind Nummern für sich. Genau wie auch Pensionswirtin Nanette, Buchhändler Eliyah und viele andere mehr. Vicky und Graham sind beide Kopfmenschen, weshalb die Romantik ein bisschen zu kurz kommt, bzw. ist sie wohl eher in ihren Gedanken versteckt. Vicky und auch Graham müssen beide ihre Vergangenheit aufarbeiten. Graham über die Träume seiner verstorbenen Frau hinwegkommen und beginnen selbst zu leben, Vicky muss sich mit dem Verhältnis zu ihrem Vater auseinandersetzen. Ein Vater, der sich im Laufe der Zeit vom Träumer zum selbstsüchtigen Geschäftsmann entwickelt hat und nun dieses alte Buch unbedingt will. Das Setting, Swinton-on-Sea im Dezember ist bezaubernd. Es liegt viel Schnee und wir können mit den Bewohnern Schlitten fahren, einen Weihnachtsmarkt besuchen und vieles mehr. Da kommt man unweigerlich in Vorweihnachtsfreude. Doch ich habe ein Problem mit der Geschichte, die Vicky den Bewohnern auftischt. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn die ganze Handlung eines Romans auf einer Lüge aufbaut. Man wartet in diesem Fall immer den ganzen Roman über darauf, dass die Lüge endlich aufgedeckt wird. Mir mindert das mein Lesevergnügen. Schade, dass die Autorin hier zu diesem Stilmittel griff - ich bin überzeugt, dass es auch ohne diese Lüge gegangen wäre. Für mich leider ein Wermutstropfen, aber ich hoffe und denke, die Folgebände werden diesbezüglich besser. Fazit: Vorweihnachtliche Stimmung in Schottland, viele Bücher, interessante Charaktere, einige Twists - das alles unterhaltsam verpackt. Wenn bloss die Lüge nicht wäre... Deshalb nur knappe 4 Punkte.