Gabriele
Irak unter Saddam Hussein „Wie das Land funktionierte, in dem ich lebte, wurde mir erst durch die Treffen im Palast der Miserablen wirklich bewusst. Der Irak war überhaupt kein normales Land, sondern nur ein Flickenteppich von Problemen.“ (Seite 198) Shams, in der „Herzlichen Hölle“ im Süden des Irak geboren, zieht als kleiner Junge mit den Eltern und seiner heißgeliebten Schwester nach Bagdad. Dort finden sie keine Wohnung, weshalb sie sich im „Blechviertel“ ein Zuhause schaffen. Als Jugendlicher entdeckt er Bücher und wird ein regelmäßiger Besucher des Bücherbasars. Im neunten Kapitel erklärt sich der Titel des Buches: „Das also waren wir, acht Literaturbegeisterte in der Wohnung eines Blinden. Der Palast der Miserablen“. Dass ihm die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe eines Tages große Probleme bereiten wird, zeigt sich schon zu Beginn: Denn da berichtet der Ich-Erzähler von seiner Gefangenschaft und wiederholt seine diesbezüglichen Erfahrungen am Ende von jedem der sechzehn Kapitel. Abbas Khider, 1973 in Bagdad geboren, wurde mit 19 Jahren wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als „illegaler Flüchtling“ in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. „Seine Werke seien Literatur, mit der er die Stimmung seiner Zeit, seiner Generation wiederzugeben versuche, und nicht Autobiografie, stellte Khider 2013 in einem Interview klar und ergänzte lachend, alles darin sei autobiografisch, sogar das Erfundene. Durch die gewisse Distanz der deutschen Sprache als neuer Heimat gelinge es ihm, Betroffenheitsliteratur zu vermeiden und das Grauen in Heiterkeit umzudichten.“ (Wikipedia) Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat mich das Buch beeindruckt. Ich habe viel über das Leben im Irak und das Leben im Armenviertel erfahren. Je weiter ich in der Lektüre fortgeschritten bin, desto schwerer fiel es mir, das Buch aus der Hand zu legen. Genau dieser distanzierte Stil, der so manch anderen Leser abgestoßen hat, machte es mir möglich, das Grauen bis zum Schluss auszuhalten. Wie schon so oft fand ich es auch diesmal erbaulich mich mit anderen Lebensgewohnheiten und -möglichkeiten auseinander zu setzen. Diesen Schriftsteller werde ich mir auch weiterhin merken.