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marcello

Posted on 2.11.2022

Holly Black ist für mich kein unbekannter Name, aber tatsächlich habe bis dato noch nichts von ihr gelesen, auch wenn die Möglichkeiten groß genug war. Bei „Book of Night“ hat mich nun auch nicht gereizt, dass es ihr erstes Buch für Erwachsene ist, denn ich lese noch genug Jugendbücher, so dass das für mich kein Kriterium ist. Hier hat es jetzt wahrscheinlich einfach mal genau gepasst und ich habe beim Hörbuch zugeschlagen. Ich kann gleich vorab sagen, dass Vanida Karun eine sehr angenehme Erzählstimme war, die ich gut durch das lange Buch geleitet hat. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob hier das Hörbuch als Medium wirklich die clevere Wahl war. Mich hat am Klappentext von „Book of Night“ vor allem gereizt, dass es um Schatten gehen würde und ich sehr gespannt war, wie das wohl aufgebaut ist. Genau hier wären wir auch schon beim Knackpunkt, denn ich habe die Konzeption der dargestellten Welt als undurchsichtig und vielleicht sogar als nicht vorhanden empfunden. Genau hier war ich mir dann auch unsicher, dass es vielleicht am Hörbuch gelegen haben könnte, denn es gab eine Sequenz, in der die verschiedenen wichtige Begriffe zur Schattenwelt erwähnt wurden und vielleicht wäre es hier hilfreich gewesen, einfach mal zurückblättern zu können, um sich die Infos immer wieder zu vergegenwärtigen. Im Hörbuch ist das alles etwas komplizierter. Dennoch glaube ich auch unabhängig vom Medium, dass ich definitiv im Fantasy-Bereich schon viel besser entwickelte Welten kennengelernt habe. Auch wenn es durchgängig um die Schatten ging, so habe ich es doch so empfunden, als wäre es nicht so dominant in der Thematik gewesen, wie ich es erwartet hätte. Denn die Vielzahl der vorhandenen Figuren scheint doch ganz gut ein Leben abseits der Schattenthematik führen zu können. Angelehnt an das etwas zaghafte World-Building kommt auch der Inhalt zunächst nicht so richtig in Gang. Wir lernen Charlies Welt kennen, ihre Schwester, ihren Mitbewohner, für den sie weit mehr empfindet, als sie zugeben will, ihre Arbeit und ihre Vergangenheit. In Rückblenden wird uns gezeigt, wie Charlie zur Diebin wurde und wie sie manches Mal das Gesetz strapaziert hat. Doch in alldem merkt man schnell deutlich, dass sie ein gutes Herz hat, denn gerade für ihre Schwester Posey tut sie doch alles, denn sie soll eine gute Zukunft haben. Daneben wird ganz gemächlich die Handlung initiiert, indem es um ein Buch geht (siehe Titel) und dann geschieht ein erster Mord und auch wenn es Charlie zu dem Zeitpunkt nur unmittelbar angeht, hängt sie sich an diesem Punkt schon rein. Auch wenn es immer wieder erzählerische Wendungen gibt, so ist es doch wenig, was bei mir Zug entwickelt hat, denn ich war im Geiste wohl immer noch mit der doch eher ausgesparten Schattenthematik beschäftigt. Letztlich ist der große Wendepunkt, als Charlie herausfindet, wer ihr Mitbewohner Vince wirklich ist. Denn damit ist auf einmal sehr deutlich, wer der wahre Big Bad dieser Erzählung ist und in welche Richtung die Geschichte strebt. Nach und nach wird auch die Schattenthematik etwas präsenter, wenn ich auch das World Building immer noch nicht als gut empfand, dennoch gab es auch ein paar Aspekte, die wir alle zusammen wohl erst erlernen mussten. Aber auch ohne diese Argumente ist das Ende sehr unterhaltsam, denn Charlie wird sehr aktiv, risikobehafteter, denn sie hat ein klares Ziel vor Augen und das will sie erreichen. So kommt es letztlich zum großen Showdown, bei dem sich Charlie auf einer tollen intellektuellen Ebene mit Salt battelt und das war wirklich schön wendungsreich, um immer wieder neu überrascht zu werden. Dieser Teil ist Black wirklich gut gelungen. Das Ende scheint dann vor allem einen zweiten Band vorzubereiten, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür noch an Bord sein werde, denn die Aspekte, die mich wirklich mitgerissen haben, sind einfach zu wenig. Fazit: „Book of Night“ habe ich als Hörbuch vorliegen gehabt und während ich die Erzählerin Vanida Karun wirklich toll fand, so ist meine Begeisterung für die Geschichte an sich nicht ganz so überschwänglich. Erst am Ende beim großen Showdown gab es für mich wirklich einen Klickmoment, ansonsten fand ich die Schattenwelt sehr, sehr blass. Vielleicht lag es hier am Hörbuch, aber die Anzeichen sagen mir eigentlich, dass es wohl auch für die gedruckte Form gilt. Das ist dann vielleicht sogar schon zu wenig, um Lust auf einen zweiten Band zu wecken.

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