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Palaisfluxx

Posted on 1.11.2022

Worum es geht: Marcia, Letty, Edwin und Norman – alle im Alter kurz vor der Rente – teilen sich ein gemeinsames Büro in London, lange vor der Handy- und Computerzeit. Sie sehen sich täglich, doch und haben sie neben der Arbeit und dem gemeinsamen Wasserkochen für Tee und Kaffee kaum miteinander zu tun. Der Kontakt beschränkt sich auf die Bürozeit, auch wenn alle vier alleine leben. Als Marcia und Letty tatsächlich in Rente gehen, werden die gewohnten und eingefahrenen Bahnen der vier neu asphaltiert und sorgen für störende Steinchen unterm Schuh. Warum sollte mich das interessieren Barbara Pym beschreibt mit ganz feinem Witz und einer unfassbaren Beobachtungsgabe, die vier Kolleg*innen, zeichnet sie durch ihre Marotten und Problemchen scharf und erzeugt so eine Atmosphäre des innigen Nebeneinanders von Eigenbrötlern. Klingt die Inhaltsangabe langweilig? Ja. Doch die 240 -Seiten-Zeit mit dem Quartett vergeht wie im Flug, da uns die Charaktere bekannt vorkommen, aus dem realen Leben. Bekannt aus irgendeinem Büro, aus irgendeiner Behörde, ohne dass wir je näher an sie herankommen würden. Dank Barbara Pym lernen wir sie kennen und schätzen – auch wenn der eine mal aus der Rolle fällt und der andere sehr seiner religiösen Andachts- und Abendmahl-Suche frönt. Nie übertrieben, immer den Figuren liebevoll zugewandt, und mit Ironie und schwarzem Humor gespickt, schreibt Pym die vier durch ihre eingefahrenen Tage und stellt durch die Veränderung der Büro-Konstellation alle – inklusive uns Ein Geschenk für alle, die gern hervorragend erzählte, ruhige Geschichten, gar Charakterstudien, lesen. Die es aushalten, dass Protagonist*innen alt und nicht nur mit Glück gesegnet sind. Eine Rezension von Simone Glöckler

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