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Palaisfluxx

Posted on 1.11.2022

Worum geht es? Um Butter, um gutes Essen, um Frauen und um Männer. Und darum, wie alles miteinander zu tun hat. Die Journalistin Rika recherchiert über die Serienmörderin Manako, die im Gefängnis sitzt und ihre Männer angeblich mit ihren Kochkünsten verführt und dann auf verschiedene Art getötet hat. Sie hasst Butter und Feministinnen und Rika darf sie nur besuchen, um über Essen zu reden. Über Köstlichkeiten, die ihr im Gefängnis verwehrt bleiben und von denen die Journalistin ihr berichten soll. „Butter“ ist ein Roman, kein Krimi. Die Geschichte dreht sich vor allem um die Begegnungen der beiden Frauen, und nicht darum, ob Manako wirklich eine Mörderin ist. Dennoch wird Rika nach und nach mehr und mehr zur Detektivin, die Spuren dafür sucht, dass die Frau, die sie im Gefängnis besucht, unschuldig ist. Warum ist dieses Buch so besonders? Weil die Butter (hier sehr teure Importbutter) im wahrsten Sinne des Wortes der Schmierstoff dafür ist, eine Geschichte anzutreiben. Rika lernt den Geschmack von Butter zu schätzen, sie beginnt zu kochen und besucht besondere Restaurants, was zur Folge hat, dass sie dicker wird. Mehr Gewicht provoziert Reaktionen ihrer Umgebung und Gedanken darüber, was und wer und wie sie eigentlich sein will. In Gesprächen zwischen der Mörderin und der Journalistin geht es darum, was die Gesellschaft von Frauen einfordert und wie hoch der Preis dafür ist. Sie sprechen über die Erwartungen an Frauen in Japan und ihre eigenen Vorstellungen von Weiblichkeit. Das Schlankheitsideal, Rikas Weigerung zu heiraten, scheinbares Luxusleben mit teuren Lebensmitteln, das sind Themen, die am Ende dazu führen, dass die Protagonistin des Romans eine große Entwicklung durchmacht. Warum sollte mich das interessieren? Frauen und Männer sind in Japan laut Verfassung gleichgestellt – dass es in der Realität anders aussieht, wird hier auf besondere Weise geschildert. Rika erinnert sich an Erlebnisse mit älteren Männern, als sie noch ein Schulmädchen war. Vergleicht ihr Leben mit einer On-Off-Beziehung mit dem der verheirateten Freundin, die Hausfrau ist und nicht arbeitet. Stellt Überlegungen an zu den Männern (alt, jung, hilflos, betreuungsintensiv, liebevoll, unverschämt), denen sie begegnet und vergleicht deren private und berufliche Möglichkeiten mit ihren eigenen. Die Diskriminierung von Frauen und Mädchen in der japanischen Gesellschaft ist ein großes Thema, das hier auf besondere Art in einen Kriminalfall und Gespräche zwischen sehr unterschiedlichen Frauen eingewebt ist. Nicht zuletzt machen die vielen beschriebenen Gerichte Appetit und nicht nur Lust aufs Kochen, sondern auch aufs Probieren. Nicht nur neues Essen, sondern auch neues Leben. Warum ist die Autorin interessant? „Butter“ ist der erste Roman der 40-jährigen Autorin, der ins Deutsche übertragen wurde. In Japan wurde das Buch 2017 veröffentlicht und ein Bestseller. Asako Yuzuki hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, ist mit Preisen ausgezeichnet worden und viele ihrer Geschichten sind verfilmt worden. Eine Rezension von Anja Görz

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