monerl
Fazit / Kurzmeinung: Es gibt Bücher, zu denen findet man schwer einen Zugang und zu anderen wiederum ganz leicht. Dieses hier war für mich zu Teilen wie ein Wiedersehen mit meiner eigenen Familie und Vergangenheit. Die türkischen Wurzeln hier kann man m.M.n. mit griechischen, italienischen, kroatischen oder anderen ersetzen und kommt auf eine ähnliche Geschichte. Diese hier wird verstärkt durch die speziellen Themen wie Kurden sein in der Türkei und Muslime in Deutschland. Nach dem Tod des Vaters, der sich endlich auf seinen in Deutschland schwer erarbeiteten Früchten in einer eigenen Wohnung in der Türkei im Alter ausruhen wollte, versammelt sich seine Familie in jener Wohnung, wo er an einem Herzinfarkt gestorben ist. Jedes Familienmitglied kämpft mit seinen Geistern und Dämonen (Dschinns), gefangen in einer Familiengeschichte, deren Fäden weit in der Vergangenheit, noch vor der Hochzeit von Hüseyin und Emine, gesponnen wurden. Eindrucksvoll und wortgewaltig wird aus Sicht der Eltern und ihrer vier Kinder erzählt, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und manche Geheimnisse erst jetzt erfahren. Manche Geheimnisse lasten schwer auf der Seele und blockieren den Weg zu lieben und zu heilen. Man darf sich fragen, ob die vielen, angeschnittenen Themen das Buch überlasten. Doch sind Patriarchat, Entwurzelung, Emanzipation, Rassismus, Diversität, Heimat unvm. wichtige Themen solcher migrantischer Familien, in denen sich jedes Familienmitglied an unterschiedlicher Stelle zwischen den Stühlen sitzen sieht. Das Ende war für mich unerwartet und doch finde ich es gelungen. Manche Geheimnisse werden nie offenbart und manche Vergebung kann nie erteilt werden. So ist das Leben und auch das Sterben. Ein wunderbares Buch, zurecht für den Buchpreis nominiert gewesen!