breonna
Die alten Geister sind lebendig In einer Zeit, in der die alten Götter fast vergessen sind, taucht vor der karibischen Insel Black Conch plötzlich ein Wesen auf, das halb Frau, halb Fisch ist. Zwei US-Amerikaner ziehen es während eines Angelwettbewerbs aus dem Meer. Die beiden, Vater und Sohn, wissen nicht, was sie da gefangen haben. Sie wissen nur: Damit kann man richtig viel Geld machen. Zum Glück gelingt es dem Einheimischen David, die Frau zu retten und bei sich zu verstecken. Keiner der Männer jedoch ahnt anfänglich etwas von dem jahrhundertealten Fluch, der auf ihr liegt. In der Geschichte um die Meerfrau Aycayia verschmelzen Mythen und Realität, modernes Denken und uralter Zauber. Monique Roffey zeichnet eine Welt, in der Geister und Magie ein machtvoller Teil des Lebens sind. Zwar sind sie für die Menschen längst nicht mehr so präsent wie in alten Zeiten, aber als Aycayias Fluch sich unaufhaltsam entfaltet, wird klar, dass ihre Kraft ungebrochen ist. Erst subtil, dann immer nachdrücklicher brechen sich uralte Mächte Bahn. Am Ende schließt sich der Kreis und doch ist nichts mehr, wie es vorher war. Ich gebe zu, dass ich bei aller Begeisterung ein wenig gebraucht habe, um in die Geschichte zu finden. Das lag wahrscheinlich vor allem an der Sprache der Einheimischen, eine deutsche Version des örtlichen englischen Dialekts. Die Übersetzerin beschreibt in ihrer Nachbemerkung die Schwierigkeit, diesen Dialekt ins Deutsche zu übertragen. Die Entscheidung, solche Abweichungen von der Standardsprache bei der Übersetzung zu übernehmen, birgt immer das Risiko, den Leser zu irritieren. Mit diesen Anmerkungen im Hinterkopf und nach etwas Gewöhnung muss ich aber sagen, dass aus meiner Sicht der Dialekt mancher Figuren entscheidend dazu beiträgt, dass dieses Buch so etwas Besonderes ist. Für mich war es anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Einzig das Frauenbild, das hier zum Teil gezeichnet wird, würde ich kritisieren. Immer wieder wird beschrieben, wie unglaublich schön Aycayia ist. Quasi nicht von dieser Welt. Männer können nicht anders, als ihr zu verfallen. Und Frauen können nicht anders, als neidisch zu sein. Zitat: „Frauen beneiden nunmal andere Frauen, und Männer tun Frauen weh.“ – Als sei das ein Naturgesetz. Insgesamt trotzdem ein magisches, spannendes Buch.