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*Sehr unterhaltsames Debüt* Mit dem Debüt »Kerl aus Koks« ist dem beliebten deutschen Schauspieler Michael Brandner, vielen sicher aus der Fernsehproduktion Hubert und/ohne Staller bekannt, ein unterhaltsamer und mitreißender Roman gelungen, in dessen Mittelpunkt die faszinierende Lebensgeschichte seines Alter Ego Paul Brenner steht. Wie er in seiner Vorbemerkung unterstreicht, handelt es sich hierbei um eine fiktive Geschichte, die jedoch deutliche autobiografische Züge trägt und in die er auch viele eigene Erinnerungen hat einfließen lassen. Michael Brandner erweist sich als ein talentierter Geschichtenerzähler, der die bewegte Lebensgeschichte seines sympathischen Protagonisten amüsant und spannend, aber auch berührend und greifbar umgesetzt hat. Sein Erzählstil ist angenehm leicht und abwechslungsreich, so dass die aus Pauls Sicht geschilderten Erlebnisse rasch vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Obendrein ist die sehr kurzweilige Geschichte gewürzt mit einer herrlich humorvollen Note, die mich immer wieder hat schmunzeln und auflachen lassen. Im sehr gelungenen ersten Teil nimmt uns Brandner mit auf eine faszinierende Zeitreise in die 1950er Jahre und lässt uns ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit eintauchen. Äußerst gelungen streut er viel Lokalkolorit ein und bringt uns die einzigartige Pott-Mentalität näher. Wir lernen den jungen Paul, der von seiner Mutter von seinen Verwandten in Bayern in den Kohlenpott nach Dortmund verfrachtet wird, kennen und erhalten sehr aufschlussreiche Einblicke in seine nicht immer unbeschwerte Kindheit. Während Paul von seinem Stiefvater, einem Bergmann mit großem Herz, liebevoll aufgenommen wird, sorgt insbesondere das schwierige Verhältnis zu seiner hartherzigen, stets unzufriedenen Mutter mit ihrem unberechenbaren Naturell für viel Ungemach. Gekonnt lässt Brandner uns an familiären Aufregungen, nachhaltig prägenden Erlebnissen und sehr witzigen Anekdoten aus Pauls Jugend teilhaben. Authentisch und anschaulich erzählt Brandner neben Pauls weiteren, faszinierenden Werdegang über so manche familiären Katastrophen und persönliche Krisen. Einem wahren Überlebenskünstler wie Paul mit seinem Schalk im Nacken, der in seinem Leben tatsächlich mehrfach dem Tod von der Schippe gesprungen ist, konnte dies alles nichts anhaben. Im Mittelteil des Romans folgen wir ihm in verschiedensten Episoden durch sein rastloses, unstetes Leben in der Hippiezeit mit unzähligen Schauplatzwechseln inklusive seiner unbeständigen Frauengeschichten und turbulenten Liebschaften. Stets auf der Suche nach seinem neuen Herausforderungen probiert sich Paul als echter Tausendsassa auch in beruflicher Hinsicht aus. So wird er Bauzeichner, Schreiner, geht zum Bundesgrenzschutz, wird Hausbesetzer, Musiker, Puppenspieler bis er schließlich eher zufällig bei der Schauspielerei landet, wo er schließlich seine eigentliche Berufung findet. Auch privat findet Paul mit der Liebe seines Lebens sein persönliches Glück und kehrt nach Bayern zurück, auch wenn er berufsbedingt weiterhin viel unterwegs ist. In den geschilderten Episoden eröffnet uns Brandner einen humorvollen, tiefgründigen und bisweilen auch ernüchternden Blick auf Pauls unbeständiges Leben. Uns begegnet uns ein Panoptikum höchst unterschiedlicher, bemerkenswerter wie auch liebenswerter Menschen, zudem wir erfahren auch noch ein wenig über das weitere Schicksal seines Stiefvaters, Bruders und seiner Mutter. Für meinen Geschmack war dieser Teil allerdings mit der raschen Abfolge der Ereignisse deutlich schwächer und weniger eindrücklich als der erste. Hervorragend hat mir das sehr mitreißende und nachdenklich stimmende Nachwort gefallen, mit dem schließlich der „Allroundstümper mit Geschmack“– wie Brandner sich selbst bezeichnet, sein gelungenes Werk grandios ausklingen lässt. ZUM HÖRBUCH In herrlich unterhaltsamem Tonfall breitet Schauspieler Michael Brandner einen Großteil seines faszinierenden Lebens und seiner bewegten Vergangenheit lebendig, ungeschönt und bildhaft vor uns aus. Mit seiner unverwechselbaren Stimme und unterschwelligem Humor schafft er es hervorragend, uns mit in die Nachkriegszeit im Kohlenpott zu nehmen, uns in seine Lebenserinnerungen eintauchen und hautnah die Höhen und Tiefen seines Alter Ego Paul durchleben zu lassen. „Es wäre gut vorstellbar, dass das Hörbuch, da es in der Erzählung noch eine andere Farbe und Intensität entwickelt, gerade denen Spaß macht, die auch den Schauspieler dahinter mitbekommen wollen.“ (Zitat M. Brandner). Man spürt tatsächlich deutlich, wie emotional er mit seiner weitgehend autobiographischen Geschichte verbunden ist – und dies macht auch den besonderen Reiz dieses wundervollen Hörbuchs aus! FAZIT Ein faszinierender, humorvoll und kurzweilig erzählter Roman – eine gelungene Zusammenstellung von weitgehend autobiografischen Episoden aus dem bewegten, hochinteressanten Leben von Schauspieler Michael Brandner! Ein Muss für alle Brandner-Fans und alle, die es noch werden wollen! Ein absolut empfehlenswertes Hörerlebnis!