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feliz

Posted on 24.10.2022

Das Cover ist gewohnt gelungen. Ich mag die Farbkombination aus dem sehr dunklen Blau und den goldenen Elementen, die das Buch sehr edel wirken lassen und nahezu perfekt zum Inhalt des Buches passen, ebenso wie der Titel, was allerdings erst nach dem Lesen klar wird. Die Geschichte klingt ebenfalls sehr vielversprechend: Adela of Waringham ist entsetzt, ihre Eltern wollen sie an den Hof von Prinzessin Eleanor schicken, um als höfische Dame erzogen zu werden. Dafür muss sie aber ihre geliebte Heimat und vor allem Bedric verlassen, mit dem sie seit ihrer Kindheit ein enges Band verbindet. Während Adela an der Seite der Schwester des Königs in eine völlig neue Welt eintaucht und erlebt, wie man auch als Frau Teil der höfischen Politik sein kann, muss sich Bedric als Höriger auf den Felder des Earls of Waringham quälen. Als es zu einem Vorfall kommt und er weiß, dass er nun kein sicheres Leben mehr in seiner Heimat leben kann, flieht er nach London und findet eine Anstellung bei einem Tuchhändler. Doch Adela lässt ihn nicht los und trotz der unterschiedlichen Welten, in denen sie leben, kann er nicht aufhören, auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen. Ich habe mich auf dieses Buch wirklich gefreut, einfach weil ich auf jedes Buch von Rebecca Gablé hinfiebere und sie für mich jedes Mal ein Highlight darstellen. Zum Glück war das auch bei diesem Buch der Fall und ich wurde nicht enttäuscht. Das liegt auch an dem unglaublichen Schreibstil, der mich jedes Mal wieder begeistert. Es gibt wenige Autor:innen, deren Art zu Schreiben, mich ab der ersten Seite so abholen kann, wie sie es immer wieder schafft. Man nimmt sich vor, nur einmal kurz reinzulesen und plötzlich sind schon 100 Seiten vergangen und man hört trotzdem nur auf, wenn wirkliche wichtige Dinge dagegensprechen weiterzulesen. Dieser Sog beim Lesen ist nahezu einzigartig und macht auch dieses Buch so besonders. Die Anlage der Geschichte fand ich zumindest sehr vielversprechend, auch weil die enge Beziehung zwischen einer Adeligen und einem Hörigen doch eher ungewöhnlich ist. Dadurch erhält man aber gleichzeitig auch Einblicke in eine Welt, die einem fremd erscheint. Es ist unglaublich zu sehen, dass Hörige zum Teil nicht einmal so viel wert waren wie das Vieh der Earls und oft schlechter behandelt wurden. Ich fand es faszinierend und erschreckend zugleich, vor allem weil die Menschen ihren „Herren“ so schutzlos ausgeliefert und vollkommen deren Willen unterworfen waren. Ich mochte sehr, dass man genau das aus der Sicht von Bedric erleben und somit eben auch die Lebensverhältnisse der Menschen, die keine Adeligen waren erfahren konnte. Vielleicht auch deswegen ist er eine eher ambivalente Figur der Geschichte. Ich konnte nicht alle seine Handlungen gutheißen, auch wenn ich sie größtenteils verstehen konnte. Oft blieb ihm wenig Spielraum, wenn er überleben oder sein Leben zumindest menschenwürdig gestalten wollte. Dennoch habe ich immer mal wieder damit gehadert und mich gefragt, wie ich selbst vielleicht anders hätte handeln können. Adela hingegen hat es mir einfacher gemacht. Sie hat ebenfalls oft keine direkte Wahl, wie sie ihr Leben gestalten kann, einfach weil sie eben eine Frau ist, macht daraus meistens aber das Beste. Natürlich lernt sich das auch von Prinzessin Eleanor, die ich als Person wirklich unglaublich faszinierend fand. Dadurch dass der Fokus im ersten Teil des Buches vor allem auf Adela und Bedric lag, kam für mich persönlich der historische Aspekt zu kurz. Er bildete natürlich dennoch immer den Rahmen der gesamten Handlung, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, alles nur am Rande mitzubekommen und manchmal sogar zu verpassen. Das fand ich extrem schade, weil ich gerade deswegen ja die Bücher von Rebecca Gablé lese. Das lang natürlich auch daran, dass Bedric lange Zeit keine wirkliche Rolle im politischen Geschehen gespielt hat und Adela zwar durch ihre Rolle als Hofdame von Prinzessin Eleanor eine gewisse Einsicht bekommt, aber eben auch nicht Teil des königlichen Hofes ist. Und obwohl ich beispielsweise extrem spannend finde, wie Bedric sich in London zurecht findet, hätte ich gerne mehr von Adelas Zeit in der Gascogne erfahren. Im weiteren Verlaufe des Buches spielen die historischen Ereignisse dann vermehrt eine größere Rolle und es wird immer mehr das Buch, was ich auch zu Beginn erwartet habe. Diese Kritik ist eher Meckern auf sehr hohem Niveau, weil es dennoch ein absolut gelungenes Buch ist, vielleicht nicht ganz so stark wie andere ihrer Bücher, aber immer noch einer der besseren historischen Romane, vor allem weil es mich wieder einmal vom ersten bis zum letzten Wort fesselt und mich mit Personen leiden lässt, die seit mehr als 750 Jahren tot sind.

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