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Petzi_Maus

Posted on 22.10.2022

Am Ende kommt doch noch das Glück... 3,5 Sterne April 2016: Anne-Lise findet in einem kleinen Hotel in der Bretagne ein Manuskript im Nachtkasten. Sie schickt es an die Adresse, die im Mittelteil des Textes angegeben ist, und so entspinnt sich ein reger Briefwechsel mit Sylvestre, dem Autor des ersten Teils des Textes. Doch wie kam das Manuskript, das Sylvestre vor ca. 30 Jahren verfasst hat, in das Hotel und wer hat die Geschichte zu Ende geschrieben sowie die Gedichte am Schluss verfasst? Fast schon manisch macht sich Anne-Lise auf die Suche und verfolgt so die Reise des Manuskripts bis zu seinem Beginn. Dabei lernt sie nicht nur jede Menge interessanter und wunderbarer Menschen kennen, sondern es entspinnen sich Liebesgeschichten und ein ganz neues Leben für den eigenbrötlerischen Sylvestre. Meine Meinung: Der Roman ist besteht nur aus Brief-Kommunikation (und fünf E-Mail-Korrespondenzen). Den Aufbau als reinen Brief-Roman fand ich total interessant. Die Geschichte beginnt mit Anne-Lises erstem Brief vom April 2016 und endet mit der gemeinsamen Silvesterfeier aller beteiligten Personen am 31.12.2016. Anne-Lise ist altmodisch und möchte nur per Brief kommunizieren. Anne-Lises Freundin Maggy ist sogar noch altmodischer: sie hat nicht mal ein Handy, auch keinen PC. Auch die Sprache ist etwas altmodisch, was das Lesen für mich anfangs etwas anstrengend machte, aber man gewöhnt sich daran. Nach einiger Zeit wurde es dann aber langatmig. Anne-Lises übertriebener Bezug zu diesem Manuskript fand ich anfangs - genauso wie Sylvestre - etwas befremdlich. Aber es ist eine wunderschöne Liebeserklärung zu einem Buch und wie es Anne-Lise beeindruckt hat. Und mir gefiel, wie der Weg des Manuskripts von hinten aufgerollt wird und man nach und nach in kleinen Stückchen den Weg nachvollziehen kann. Als man einmal kurzzeitig dachte, der Weg sei aus, da es keine weiteren Hinweise mehr gab, blieb mir schon das Herz stehen. Denn ich war schon so mittendrin und wollte natürlich auch unbedingt wissen, wer Sylvestres Geschichte zu Ende geschrieben hat. Die handelnden Personen sind allesamt unterschiedlich und authentisch, alle sympathisch - nur Maggy fand ich zu stur, manchmal mit Scheuklappen behaftet und viel zu nachtragend. Das Leben ist viel zu kurz, um wegen Missverständnissen sich komplett abzuschotten und seine Fehler/Sturheit danach auch nicht einzusehen. Sylvestre war anfangs nicht so greifbar, er lebt wegen einiger Schicksalsschläge einsam und zurückgezogen; und Anne-Lise mischt sich gern ins Leben anderer ein, da sie empathisch ist und das Leben aller immer verbessern möchte. Super schön fand ich die Freundschaften, die sich entsponnen haben, und dass Sylvestres Geschichte so viele Leute berührt und deren Leben zum Besseren verändert hat. Hier fand ich sehr schade, dass man als Leser überhaupt nichts von der Geschichte erfahren hat. Nur ein kurzer Auszug daraus wird einmal genannt. Deshalb konnte ich dessen positive Wirkung auf Menschen auch leider überhaupt nicht nachvollziehen. Die Auflösung über den mysteriösen zu-Ende-Schreiber fand ich hingegen dann total nachvollziehbar und auch sehr emotional. Und dass dieses Manuskript doch noch das Leben nicht nur von Sylvestre in glückliche Bahnen gelenkt hat, fand ich wunderschön. Fazit: Ein Briefroman, der die Liebe zu Büchern, dem Lesen, dem Briefeschreiben aufzeigt, jedoch manchmal ein bisschen schwerfällig zu lesen war.

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