renee
Einblicke Abdulrazak Gurnah erzählt hier recht nüchtern eine Geschichte um einige tansanische Charaktere und lässt im Hintergrund ein großes, fast episches Stück tansanische Geschichte ablaufen. In diesem Blick auf die Geschichte Tansanias, oder Tanganyikas (wie es früher hieß), ist dieses Buch interessant und ungemein lehrreich, denn die tansanische Geschichte in einem Generationenroman vorzufinden ist definitiv eine Erfahrung. Dieses recht nüchterne Erzählen wirkt am Anfang auf mich nicht besonders positiv, aber nach und nach erschafft der Autor Abdulrazak Gurnah doch etwas mehr Nähe zu den behandelten Figuren. Und der Schriftsteller erschafft auch nach und nach eine Neugier in mir. Denn das Miteinander von bestimmten Figuren, wie das familiäre Zusammenleben der beiden Frauen Afiya und Bi Asha und das Eheleben von Khalifa und Bi Asha wirken ungemein interessant. Ebenso interessant ist der Blick auf verschiedene Bevölkerungsgruppen in Tansania, in den Fokus werden indische Menschen und arabisch-suaheli sprechende Menschen zentral gestellt. Auch die europäische Beeinflussung der tansanischen Bevölkerung steht zentral. Ebenso ist die Charakterzeichnung in dem Roman "Nachleben" nicht Schwarz und Weiß gehalten, sondern es sind authentische Nuancierungen vorzufinden, ein weiterer Pluspunkt für den Schriftsteller Abdulrazak Gurnah in meinen Augen, in meinem Denken. Dennoch finde ich die Auszeichnung des tansanischen Autors, der in Großbritannien lebt, als eine Entscheidung, die aufgrund des Inhalts seiner Bücher und des authentischen Blickes auf das tansanische Leben getroffen wurde, denn literarisch erklärt sich diese Wahl für meine Begriffe leider nicht. "Nachleben" ist ein interessantes und lehrreiches Werk, aber sprachlich ist es kein Leckerbissen. Der Roman wirkt auch in gewisser Weise spannend, soghaft würde ich dieses Buch aber nicht nennen und ich brenne auch nicht für das Buch und/oder für die Charaktere. Was etwas schade ist! Denn ich habe es mir sehr gewünscht, dass mir doch dieses Buch mehr gefällt. Schade!