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mabuerele

Posted on 17.10.2022

„...Schlagartig hellwach, nahm er die letzten Stufen mit forschen Schritten. Trotz seiner bald siebzig Jahre war es der rüstige Pferdezüchter gewohnt, mit jeder Situation fertig zu werden und fühlte sich auch einem Dieb gewachsen...“ Doch der Dieb ist schneller und schlägt zu. Mit dieser Szene aus dem Jahre 1988 beginnt ein spannender und abwechslungsreicher Krimi. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das liegt auch daran, dass der Autor seine Protagonisten lebendig werden lässt. Ich erfahre mehr als nur den Namen. Chefinspektor Ruprecht in Salzburg wird mitten in der Nacht zu einem Tatort gerufen. Ein Kunstexperte wurde tot in seiner Wohnung gefunden. Alles spricht für Selbstmord. Doch Ruprechts Bauchgefühl sagt etwas anderes. Der Autor gewährt mir einen Einblick in Ruprechts Wertegang. In Interesse für die Polizeiarbeit wird so beschrieben. „...Anfangs war es wie ein Spiel, die Welt durch die Augen eines Täters zu betrachten, später wurde es ihm zur Gewohnheit...“ Es ist nur eine Kleinigkeit, die zur Schlussfolgerung führt, dass zum Zeitpunkt des Todes mindestens eine weitere Person in der Wohnung gewesen sein muss. Und dann kommt plötzlich der noch ungelöste Fall aus dem Jahre 1988 wieder in den Fokus. Damals wurde ein Gemälde gestohlen, was jetzt erneut auftaucht. Der Autor versteht es, gekonnt zwischen Privatleben und Ermittlung zu wechseln, so gekonnt, dass das Ganze wie eine Einheit wirkt. Ich mag den feinen Humor der Geschichte. Ruprecht muss sich mit der Kunstszene auseinander setzen. Deshalb fährt er mit seiner Schwester Hanna, einer Journalistin, zu einer Auktion nach München. „...“Da biete ich dir eine Sightseeing-Tour durchs Münchner Umland und du verschläfst sie“, meint Hanna scherzhaft. „Wunderschönes Land...“, antwortete er gähnend und deutete aus dem Fenster. „Wunderbare Einkaufszentren, wohin man schaut!“...“ Gut vorgestellt wird auch das Team der Ermittler. Sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Nur ihr Chef ist gewöhnungsbedürftig. Er will sich die Möglichkeit des Aufstiegs nicht verbauen und agiert übervorsichtig. Ruprecht kann damit umgehen. Ab und an schimmert eine Prise Dialekt durch. Es sind sehr feine sprachliche Unterschiede zwischen Österreichisch und Deutsch. Eine Protagonistin darf ich auf keinen Fall vergessen. Das ist Ella, Ruprechts Spanieldame. Sie sorgt für Auflockerung und erleichtert die Kontaktaufnahme zu anderen Personen. Für Leckerli ist sie immer zu haben. Als die Ermittlungen ins Stocken kommen, lanciert Ruprecht einen Artikel in die Zeitung. Jetzt wird es hektisch. Der Spannungsbogen steigt rasant. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat alles, was man von einem guten Krimi erwartet: ein spannender Fall, ein intelligenter Ermittler, viel Lokalkolorit und Geschichten in der Geschichte, die für Abwechslung sorgen. Ich freue mich schon auf den nächsten Krimi aus der Reihe.

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