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Anfang 1. Kapitel: «7. Juni 1826, Pembroke, Wales. Wir schreiben das sechste Jahr der Regentschaft von George IV., dem ältesten Sohn von George III. und Königin Charlotte. Er ist dreiundsechzig Jahre alt, mit einer zänkischen Frau verheiratet, pflegt einen obszön extravaganten Lebensstil und zeigt Interesse an Architektur und den schönen Künsten. Robert Jenkinson, 2. Earl of Liverpool, ein Tory, ist seit 1812 Premierminister. Die Zoological Society of London wurde soeben gegründet. Britische Forscher sind auf der ganzen Welt unterwegs, nicht nur in der Arktis. Alexander Gordon Laing erreicht im August des Jahres Timbuktu, wird aber nur einen Monat später ermordet, weil er sich weigert, dem Christentum abzuschwören. Im Norden von Wales werden derweil zwei Meisterwerke des Ingenieurwesens gefeiert: Die Menai Bridge und die Conway Bridge gehören zu den ersten Hängebrücken weltweit und werden im Abstand von wenigen Wochen eröffnet.» Die HMS Erebus war eines der wichtigsten Forschungsschiffe ihrer Zeit, ihre Expeditionen galten als bahnbrechend. Im Jahr 1848 verschwand sie spurlos in der Arktis - erst 2014 wurde sie vor der Nordküste Kanadas gefunden. Mit präziser Genauigkeit wird in diesem erzählenden Sachbuch die Geschichte dieses Schiffs erzählt, beginnend mit dem Bau bis hin zu dem Zeitpunkt, als das verschollene Schiff fast 200 Jahre später aufgefunden wird. Michael Palin, Monty-Python-Star, selbst Weltreisender, erzählt und die Geschichte. Bis sich die HMS Erebus 1845 unter der Führung von Sir John Franklin mit 134 Männern, zusammen mit dem Schwesterschiff der HMS Terror, auf den Weg ins arktische Eis auf Forschungsfahrt begibt, werden viele Jahre ins Land gehen. Das Ziel Franklins war es, die Nordwestpassage zu finden - ein Seeweg von Europa nach Asien, in den Handel und Marine große Hoffnungen setzten. Michael Palin beschreibt aber nicht nur die Geschichte der Erebus, sondern nebenbei auch Orte, die von der Erebus und der Terror besegelt wurden, die er selbst beuchte, und er berichtet von seinen Eindrücken und den Veränderungen bis in die heutige Zeit. Die Abschweifungen hätte er meines Erachtens weglassen können. Das ist Geschmacksache. Es geht hier ausschließlich um die Erebus und die Menschen, die auf diesem Schiff segelten. Das ist akribisch recherchiert und recht ausführlich dargestellt. Denn bis es zur Franklin-Expedition in die Arktis kommt, vergeht eine Zeit. Nach ihrer Fertigstellung zum Kriegsschiff fand sich für die Erebus nämlich zunächst keine Verwendung. Der Anfang kommt daher auch trocken und zäh voran. Doch wer sich durchknabbert kommt dann in einer spannenden Geschichte an. Forschung und Wissenschaft bestimmten die Zeit, die Arktis wurde erforscht und hierfür schien die Erebus ideal. Palin schiebt Zitate aus Tagebüchern und Logbüchern ein, führt uns in die viktorianische Zeit. Hartes Seemannsleben, erste Forschungen zu Skorbut, ein entbehrungsreiches Leben an Bord, Beinahe-Katastrophen waren an der Tagesordnung. Lady Jane Franklin war die treibende Kraft, um die beiden Schiffe für die geplante Expedition für ihren Mann zu erhalten – ein langer Prozess. Schließlich war das Geld vorhanden, die Schiffe wurden für die Arktis umgebaut und mit Proviant bestückt, die Mannschaft ausgesucht. Drei Winter verbrachten sie im Eis, brachten eine Menge Forschungsergebnisse nach Hause, erzählten von unglaublichen Abenteuern. James Clark Ross unternahm unter anderem 1839 mit den Schiffen HMS Erebus und HMS Terror eine Expedition zum Südpol; nach ihm benannt das Ross-Schelfeis. Ross entdeckte am 11. Januar 1841 unter 71° 15′ südlicher Breite ein Land mit hohen Schneegebirgen, dem er den Namen Süd-Victorialand gab, benannte auf einer davor liegenden Insel (Ross-Insel) zwei Vulkane nach seinen Schiffen: Mount Erebus und Mount Terror. Am 19. Mai 1845 startete die Franklin-Expedition zur Entdeckung der Nord-West-Passage. 1848 wurde Ross mit den Schiffen Enterprise und Investigator auf die Suche nach den verschollenen Schiffen gesandt, doch wegen hohen Eisgangs musste er wieder umkehren. Lady Franklin beteiligte sich mit ihrem Privatvermögen an diversen Suchaktionen und erhöhte unter anderem die Belohnung für die Rettung oder Aufklärung des Schicksals der Männer auf 10.000 Pfund Sterling. Die fünf Rettungsexpeditionen kosteten sie fast ihr gesamtes Vermögen. Neun Jahre nach dem Auslaufen der Erebus und Terror erklärte die Royal Navy Franklin und seine Männer offiziell für tot. Etwas, was seine Frau nicht akzeptieren wollte. Was genau im Eis geschah, beruht heute auf einer Mischung späterer Funde, wissenschaftlicher Erkenntnisse und Spekulationen. Dies ist ein ausführliches erzählendes Sachbuch, das uns die viktorianische Zeit nahebringt, die Seefahrt und damalige Forschungsreisen. Es fängt Stimmungen an Bord ein, Begegnungen und es ist ein sehr gut recherchiertes Dokument. Aber genau das muss man mögen. Wer eine schlichte Abenteuergeschichte sucht, liegt hier falsch. Sir Michael Palin, geboren 1943 in Sheffield, war Mitglied der britischen Komikergruppe Monty Python und ist bekannt aus zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen. Er hat mehrere Reiseberichte, Romane und Tagebuchbände veröffentlicht und vielbeachtete Reisedokumentationen gedreht. Von 2009 bis 2012 war er Präsident der Royal Geographical Society, 2013 wurde er zum BAFTA Fellow ernannt, Ende 2018 von Queen Elizabeth II zum Ritter geschlagen. Er lebt in London.