naraya
Vor fast 20 Jahren jagte ein sechsköpfiges Team aus ganz Europa den berüchtigten Drogenboss Marcello Ferraro. Seitdem treffen sie sich regelmäßig jedes Jahr kurz vor Weihnachten in dem kleinen Hotel an der Côte d‘Azur, in dem der Fall einen fulminanten Showdown nahm. Inzwischen sind sie alle in Rente, den einwöchigen Trip und das zugehörige Krimidinner lassen sie sich aber nicht nehmen. Dieses Mal wird jedoch aus dem Spiel bitterer Ernst, als einer von ihnen ermordet im Weinkeller aufgefunden wird. Schnell ist eines klar: Diese Tat hat etwas mit der gemeinsamen Vergangenheit der sechs zu tun und der Mörder muss sich mitten unter ihnen befinden. „Der Wintermordclub“ wurde von Jan Beinßen verfasst, der vor allem für seine Regionalkrimis bekannt ist. Hier liegt nun eher ein Vertreter aus dem Genre „Cozy Crime“ vor, welcher abwechselnd aus der Sicht der sechs Haupt- und weiterer Nebenfiguren erzählt wird. Diese Sprünge zwischen den Charakteren führen dazu, dass wir einen recht guten Eindruck erhalten, wie es im Inneren aller Beteiligten aussieht, welche Sorgen und Ängste sie haben und wie sie wirklich über ihre ehemaligen Kolleg*innen denken. Die Sprache ist dabei eher einfach und nicht besonders kunstvoll, aber das erscheint der Handlug durchaus angemessen. Inhaltlich gesehen strotzt der Krimi nur so von Klischees, sei es bei der Namensgebung oder auch der Charakterisierung. Der deutsche Karl-Wilhelm vom Bundeskriminalamt ist ein dicker Bierliebhaber, die Kriminologieprofessorin Geraldine wirkt wie eine zweite Margaret Thatcher und beriet natürlich Scotland Yard. Die französische Interpolagentin Louanne und der polnische Rechtsmediziner Kasimir sind schüchtern und zurückhaltend, Küstenwachenkommandant Alexandros aus Griechenland und Europolmann Ruben aus den Niederlanden übermäßig selbstbewusst und etwas windig. Die Handlung ist in weiten Teilen ebenfalls recht vorhersehbar. Zudem wirkt es sehr konstruiert, dass wirklich jeder der sechs (und auch die Nebenfiguren) Geheimnisse und Schwierigkeiten hat und noch dazu Zweifel am damaligen Fall aufkommen. Ein unterhaltsamer Krimi mit einigen Schwächen.