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Hoffnung für einen Sommer Zwei Jugendfreunde, noch keine 20 Jahre alt, haben den 2. Weltkrieg als Soldaten überlebt, sind der Gefangenschaft entronnen und schlagen sich in ihre Heimat Oberschlesien durch. Unterwegs sammeln sie einen weiteren Jungen und ein Roma Mädchen, welches Auschwitz überlebt hat, auf. Zu viert gelangen sie in den Ort ihrer Kindheit und Jugend, zerstört vom Krieg, Freunde und Verwandte tot oder vermisst und die Stadt in den Händen der Sieger. Schnell wird ihnen klar, dass es ihre alte Heimat nicht mehr gibt, die Gebiete wurden Polen zugesprochen und es werden polnische Vertriebene aus Galizien in den Häusern der Deutschen einquartiert. Die neuen Herren lassen die wenigen verbliebenen Deutschen ihre Rache und ihren Hass spüren, in ein Ghetto gepfercht müssen sie für die neuen Herren arbeiten, werden schikaniert, geschlagen, verschleppt oder krepieren an Hunger und Krankheit. Die anfängliche Hoffnung der Freunde, als Deutsche einen Platz in der neuen Ordnung zu finden zerschlagen sich schnell. Zwar gibt es vereinzelte Annäherungen zu polnischen Bewohnern, da man ja vor dem Krieg mit manchen von ihnen Tür an Tür wohnte, aber die Brutalität und Willkür der Miliz, welche in einer Zeit der Gesetzlosigkeit nach eigenem Gutdünken über die Deutschen herrschen kann, lässt jeden Tag die Gefahr für Leib und Leben wachsen, so das am Ende dieses ersten Friedenssommers nur die Flucht nach Westen bleibt. Eindrucksvoll beschreibt Thürk in diesem autobiografisch gefärbten Roman das Leben in einer Zeit über die nur selten gesprochen wird. Wer wie ich noch Zeitzeugen kannte – meine Großeltern lebten in Niederschlesien und viele ihrer Erzählungen klangen ähnlich wie hier beschrieben – wird von diesem Buch bestimmt genauso mitgenommen wie ich. Die Grauen des Krieges haben die Jugend geprägt, sie entwurzelt und oft ihrer Menschlichkeit beraubt. Der Tod ist auch dem Krieg allgegenwärtig, jeden Tag beginnt der Kampf ums Überleben aufs Neue und doch gibt es auch immer wieder Nischen voller menschlicher Wärme, Liebe und Kameradschaft – Hoffnung auf Vergebung und einen Neuanfang. Mich hat dieses Buch sehr bewegt und mir erneut gezeigt, das Kriege keine Probleme lösen, sondern nur weiteres Unrecht schaffen.