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marcello

Posted on 4.10.2022

Auf „The Other Black Girl“ bin ich aufmerksam geworden, weil hierzu eine Serienadaption entwickelt wird. Kurz darauf entdeckte ich dann auch die deutsche Übersetzung und es kam mir wie ein Zeichen vor. Zudem muss ich auch sagen, dass mich das Thema sofort gereizt hat, denn wir erleben hier nicht nur das Thema von systemischem Rassismus, sondern dass es auch innerhalb einer Rasse eben ein intensives Ellbogendenken gibt, was gerne schon einmal unter den Tisch gekehrt wird und deswegen habe ich hier gespannt zugegriffen. Insgesamt habe ich mich durch „The Other Black Girl“ etwas durchkämpfen müssen zwischenzeitig. Während ich einerseits von der Thematik immer eingefangen wurde, so war es eher der Erzählstil, der mir gewisse Hürden beschert hat. Natürlich sollten die Kapitel, die von anderen Frauen als Nella handeln, mysteriös sein, damit die Zusammenhänge spekulativ und spannend bleiben, aber es war manchmal für die Relevanz und die zeitliche Einordnung schwierig. Weiterhin war der Erzählstil aber auch in Nellas Kapiteln herausfordernd, denn es wird selten stringent erzählt. Nella schweift aber nicht nur gedanklich immer ab, sondern sie springt dabei auch munter in der Zeit zurück. So sind wir mit Nella eigentlich immer live an ihrem Arbeitsplatz. Aber die Treffen mit ihrer besten Freundin sind oft in Rückblenden erzählt. Diese sind inhaltlich zwar auch wichtig, aber das sorgt innerhalb eines Kapitel oft für eine fehlende Orientierung. Während also der Erzählstil durchaus eine Herausforderung war, so hat mich der Inhalt durchaus fasziniert, denn es gab genug Ebenen zu entdecken. Am Anfang geht es vor allem um Nellas Arbeitsalltag, die schon eher wie ein Wunder überhaupt ihre Stelle als Assistentin in einem großen Verlagshaus in New York bekommen hat, denn sie ist die einzige Schwarze Frau weit und breit. Während sie zwar nicht offensichtlich deswegen rassistisch ausgegrenzt wird, so sind es die kleinen Nadelstiche, die Nella in der Summe belasten und die sie darüber nachdenken lassen, wie sehr sie diesen Traum will. Während nach außen alle um Diversität bemüht sind, so ist aber niemand an der tatsächlichen Wahrheit interessiert, denn auch wenn ein bekannter Autor eine Schwarze Frau in sein Skript einarbeitet, die Art und Weise, wie er es tut, das ist ignorant, doch das will in den oberen Positionen schon niemand mehr hören, denn Hauptsache sie taucht überhaupt auf. Genauso ist auch Nellas Position in dem Unternehmen zu charakterisieren, Hauptsache sie ist da, mehr aber auch nicht. Eine weitere Ebene kommt dann schließlich mit der neuen Kollegin Hazel hinzu, denn automatisch erhofft sich Nella, eine Verbündete zu haben und zunächst wirkt auch alles nett, denn die beiden einzig Schwarzen Frauen, die sowieso auch nur miteinander verwechselt werden, sollten doch eigentlich aus Nellas Perspektive zusammenhalten. Aber sie merkt schnell, dass sie ausgestochen wird. Hier beginnt dann für mich der spannendste Konflikt, denn Schwarzsein wird hier auch gegen Schwarzsein ausgespielt. Nella ist auf ihre Hautfarbe stolz und will das auch repräsentativ nach außen tragen, aber sie hadert auch mit sich, weil sie einen weißen Freund hat, weil ihre Familie schon in einer weißen Gegend gewohnt hat und sie auch jetzt in einer typisch weißen Gegend mit ihrem Freund lebt. Sie hat das Gefühl, ihre Rasse in bestimmten Aspekten zu verraten, während Hazel wiederum durch und durch wie eine Schwarze Frau wirkt, weil sie die richtigen Haarpflegeprodukte etc. benutzt. Nur der Unterschied ist, dass sie die Mikroaggressionen gerne in Kauf nimmt, um ihre Ziele zu erreichen und es ihr auch völlig egal ist, dafür Nella unter den Bus zu werfen. Letztlich wird hier doch beleuchtet, dass es gar nicht das perfekte Schwarzsein gibt, sondern alle ihren eigenen Weg gehen müssen. Am Ende wird durch die Vergangenheit auch noch eine Ebene aufgemacht, die mir persönlich dann etwas drüber war, denn mit dem manipulierten Haarmittelt steht am Ende, dass der alte, weiße Mann die Kontrolle hat. Das ist sicherlich sinnbildlich richtig, aber in der Geschichte, die bis dato sehr, sehr realistisch war, ist es eine etwas übertriebene Metapher, aber eben doch auch eine, die zeigt, wie weit die Reise noch ist. Fazit: „The Other Black Girl“ war für mich thematisch mal ein ganz anderes Buch, das ich mich auf vielen Ebenen sehr fasziniert, aufgeklärt und nachdenklich gemacht hat. Auf stilistischer Ebene war es dagegen schon sehr herausfordernd und hat den Leseprozess eher unglücklich verlängert, denn ein flüssigerer Stil wäre hier definitiv noch wertschätzender gewesen.

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