marcello
Eigentlich bin ich immer erst so ab November richtig im Weihnachtsfieber, aber „All I (don’t) want for Christmas“ durfte gerne schon vorher einziehen, weil ich die Geschichte drum herum ganz lustig fand, auch weil die Fake-Beziehung zu Weihnachten oder sonstigen Familienfesten ein gern gesehenes Motiv ist, das aus vielfältigen Gründen für mich dennoch nicht alt wird. Tonia Krüger war mir bislang nicht bekannt, aber das hat mich speziell auch gereizt. Zudem habe ich es als Hörbuch gehört und Marylu Poolman hat mir wirklich gut als Erzählerin gefallen. Aber viel entscheidender ist eben der Inhalt und ich hatte insgesamt wirklich viele tolle Gefühle beim Hören, denn es war durchaus lustig, auch wegen gewisser schrulliger und spezieller Charaktere, es war romantisch, es war tiefsinnig und schon auch schön weihnachtlich, wenn auch auf keinem übertriebenen Niveau, weil Febe auch wegen ihrer Familiengeschichte kein großer Weihnachtsfan ist. So hatte es aber genau die richtige Stimmung, die man im frühen Herbst gerne mitnimmt. Aber es gab gerade auf der charakterlichen Ebene auch ein paar Hürden, denn da waren doch einige sehr oberflächliche Menschen geladen zwischen den Seiten. Das ist nicht immer kritikwürdig, denn je nach Inhalt passt es durchaus genau richtig, aber es war eben doch eine Geschichte, wo es auch um Tiefsinnigkeit in einigen Aspekten geht. Da wirkten einige Figuren zu kontrastreich, zumal sie auch kaum andere Seiten aufzeigten. Das fiel auch so deutlich ins Auge, weil Febe durchaus als eher zurückhaltender Mensch dennoch ganz klare Prinzipien vertreten hat, selbst wenn sie sich für einen Betrug hat bezahlen lassen, aber da habe ich mich doch manchmal gefragt, warum ist da überhaupt eine Beziehung? Beispiel Joss. Auch wenn ihr Mann noch viel schrecklicher ist, so hat sie teilweise auch Dinge zu Febe gesagt, die meine Ohren haben schlackern lassen. Auch wenn man durchaus unter Freundinnen auch ehrlich sprechen kann und sollte, so geht es dann doch hoffentlich darum, das Selbstbewusstsein aufzubauen, aber doch nicht, um es abzubauen. Joss war da fürchterlich auf äußere Aspekte versessen, so dass ich sie leider überhaupt nicht als gute Freundin empfunden habe. Auch Protagonist Liam hat lange mit der Oberflächlichkeit zu kämpfen, weswegen er wahrlich nicht als toller Book Boyfriend in Erinnerung bleiben wird. Eigentlich könnte man nach diesem Satz nun fragen, warum der Inhalt für mich überhaupt funktionier hat, aber Liam hatte auch ganz viele tolle Momente und das war immer dann, wenn es null um Oberflächlichkeiten ging. Ich fand besonders die Momente toll, als sie über seinen Job bei den Videospielen sprachen und sich Febe in seine Welt eingedacht, sie mit Shakespeare in Verbindung gebracht und sie dann ganz tolle Gespräche führen konnten, die auch zeigten, dass Menschen mit völlig unterschiedlichen Leidenschaften auch füreinander da sein können. In diesen Momenten hat man deutlich gemerkt, dass er sich quasi dadurch in sie verliebt hat, weil sie für ihn bedingungslos da war. Sicherlich hat er sich aber auch darin verliebt, wie Febe mit seiner Familie umgegangen ist und wie schnell sie von den unterschiedlichen Familienmitgliedern ins Herz geschlossen wurde. Deswegen waren die ganzen Familienszenen auch sehr schön und generell dieses Zusammensein, das Hochkochen von Emotionen etc., was man alles genießen konnte, obwohl Charlotte dabei war. Sie war natürlich aus Prinzip oberflächlich durch und durch und das war hier auch in Ordnung, denn es war sofort klar, sie ist die Antagonistin und das nicht ohne Grund. Dennoch ist Charlotte nicht völlig eindimensional dargestellt wurden, aber spätestens am Ende eine Frau mit einem Ziel, die keine Freunde kennt. Sicherlich hätte man sich von Liam früher eine klare Positionierung gewünscht, aber alles in allem mochte ich die Liebesgeschichte schon sehr. Auch die Szenenauswahl mit dem ersten Aufeinandertreffen, das völlig eskalierte, dann seine Art zu Kreuze zu kriechen, das gemeinsame Shoppen für die Geschenke und dann eben all die Familienmomente und dann doch auch immer wieder die Soloszenen der beiden. Das hat eine gute Stimmung kreiert, die am Ende etwas übertrieben zusammengeführt wurde, aber dafür war das Ende wieder genau richtig goldig. Denn die Art und Weise, wie auch das Computerspiel für die Versöhnung eingebunden war, war herrlich, dazu auch, dass das Happy End vor einer räumlichen Trennung stehen darf, ohne dass man gleich Jahre in die Zukunft springen muss. Das wirkte dann wieder sehr erwachsen und in sich überzeugt, dass der Schlusspunkt sitzt. Fazit: „All I (don’t) want for Christmas” war im genau rechten Maße weihnachtlich, um es bereits im Herbst zu lesen, denn es war gemütlich und die Stimmung aufsaugend, aber auch nicht übertrieben klischeehaft. Zwar ist die Oberflächlichkeit ein etwas kritisches Thema hier, zwar nicht in der Gestaltung selbst, sondern bei den Figuren, aber dennoch konnte ich mich gut auf die Liebesgeschichte einlassen und habe dort vieles verschiedene erlebt, was mich gut unterhalten hat.