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fernweh_nach_zamonien

Posted on 2.10.2022

Nokturnia: eine Welt, in der jeder sich vor Glitzer fürchtet. Inhalt: Amalia ist ein ganz normales Vampirmädchen. Wie in jedem Jahr richten ihre Eltern den Barbarischen Ball aus. Amalia findet diese Veranstaltungen öde, schließlich ist nie jemand in ihrem Alter dabei. In diesem Jahr allerdings ist endlich ein Vampirjunge eingeladen. Doch Prinz Marillo ist leider nicht so nett, wie erwartet: Weil er seinen Willen nicht bekommt, entführt er kurzerhand Amalias kleinen Kürbis Kürbinian. Zusammen mit ihren Freunden Yetimädchen Flora und Sensenjunge Todd ist Amalia fest entschlossen, ihr geliebtes Haustier zurückzuholen ... Altersempfehlung: ab 9 Jahre (große Schrift, Blocksatz, aber: Floras Sprachfehler und handschriftlichen Notizen des Königs sind für ungeübte Lesende nur bedingt zu bewältigen) Covergestaltung/Illustrationen: Die Autorin hat das Buch selbst illustriert. Das Cover erinnert an den Stil von Tim Burton. Amalia ist schaurig schön und wirkt zugleich sehr sympathisch. Auf dem Buchvorsatz hüpft und kullert der kleine Kürbis Kürbinian. So ein niedliches Kerlchen. Zu Beginn findet sich eine große Karte von Nokturnia sowie eine Personenübersicht mit kurzen Steckbriefen. Auch im Innern des Buches ist in den schwarz-weiß Zeichnungen die Liebe zum Detail ganz deutlich zu erkennen. Mein Eindruck: Nokturnia, die Stadt im Königreich der Nacht, und ihre Bewohner sind allesamt außergewöhnlich. Vampire sind mit Monstern und dem Sensenmann befreundet, Kürbisse werden als Haustiere gehalten und das ganze Leben spielt sich nachts ab. In Nokturnia hat man Angst vor den Wesen des Lichts, die im benachbarten Königreich leben. Über Einhörner, Feen und Glitzerstaub kursieren die wildesten Schauermärchen. Was für ein interessanter Perspektivwechsel, denn hier wird der Spieß umgedreht. Der Sensenmann fürchtet sich bei der Begegnung mit einem Einhorn fast zu Tode. Die einzelnen Charaktere sind interessant gezeichnet und die kleine Amalia von Flatter ist ein liebenswertes Mädchen. Im krassen Gegensatz zu ihr steht Prinz Marillo. Ein verwöhntes Kind, das kein "Nein" akzeptiert und sich jedem gegenüber unhöflich und respektlos verhält. Als krönenden Abschluss nimmt der verzogene Rotzbengel einfach den kleinen Kürbis Kürbinian mit! Zum Glück hat Amalia tolle Freunde, die ihr bei der Rettungsaktion zur Seite stehen. Beim ersten Versuch nimmt Amalia allen Mut zusammen und redet mit dem frechen Früchtchen Tacheles: Amalias Stimme zitterte. "Ja. Weil du keine Ahnung hast vom wahren Wert der Dinge", sagte sie. "Du bist ein VERWÖHNTER FLEGEL!" (vgl. S. 125) Einzige Kritikpunkte zum Lesefluss und -verständnis sind: - Der Sprachfehler des Yetimädchens Flora: "ICH WÜRD BLOF ALLE NEIDISCH MACHEN MIT MEINEM TOLLEN AUFFEHEN." (vgl. 24) - Amalias Eltern nutzen reihenweise schräge Kosenamen von "mein müffelnder Komposthaufen" bis "mein grauseliges Gnomgesicht". Das Gruselelement wir konsequent durchgezogen und macht auf vor Ekel nicht halt: Augapfelsaft, Eiter-Eclairs, Achselschweiß-Shake, Zehenmarmelade ... alles sehr gewöhnungsbedürftig. Im Anschluss finden sich noch drei (nicht ganz ernst gemeinte) Rezepte passend zu einigen der "Köstlichkeiten", die im Abenteuer erwähnt wurden. Das Abenteuer ist das erste der Reihe und besticht durch die Vermittlung wichtiger Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt, thematisiert Vorurteile und spielt mit Klischees (Feen und Einhörner sind böse und Vampire trinken aus Angst vor Mundgeruch kein Blut). Die perfekte Lektüre zu Halloween! Fazit: Eine faszinierende Sichtweise, sich vor Einhörnern, Feen und Glitzer zu gruseln! Zauberhafte (gar nicht gruselige) schwarz-weiß Illustrationen unterstreichen das spannende Abenteuer. ... Rezensiertes Buch: "Amalia von Flatter - Vampire tanzen nicht mit Feen" erschienen im Jahr 2022 im Dragonfly Verlag

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