Profilbild von Buchdoktor

Buchdoktor

Posted on 2.10.2022

Als die 12-jährige Alva für ihr Pferd Captain eine Heilsalbe herstellen will und dazu Kräuter und Harz beschafft, bemerkt sie ungewöhnliche Flecken an Bäumen und Pflanzen. Die Pflanzen müssen krank sein. Falls Alva die Salbe nicht gelingen sollte, würde sie mit Captain ihren einzigen Gefährten und seine Arbeitskraft verlieren, ohne die sie nicht überleben kann. Ihre Mutter ist zu früh gestorben, um Alva ihr vollständiges Pflanzenwissen zu lehren; sie hinterließ ihrer Tochter jedoch ein penibel geführtes Pflanzenbuch mit einer kleinen Landkarte. Die Skizzen zu Beginn der Kapitel könnten genau aus diesem Rezeptbuch stammen. Alva kommuniziert nicht nur mit Pflanzen; sie und die Pflanzen kümmern sich umeinander. Wie Kinder wollen Alvas Kräuter gelobt und gebraucht werden. Das Mädchen lebt allein in einer einfachen Hütte, dicht am Grenzwald, dessen Kräuter sie nutzt. In Alvas unmittelbarer Nachbarschaft lebt der mächtige Dorfvorsteher Atlas, der in den Bergen eine Mine betreibt. Mit seiner Nichte Ariana ist Alva kurze Zeit gemeinsam unterrichtet worden. Als in der Region eine tödliche Krankheit ausbricht, will Ava von den Pflanzen des Waldes (ihren Vertrauten) wissen, was los ist. Ihre Mutter war schwer krank aus der Stadt zurückgekehrt und starb kurz darauf. Seitdem fragt sich Alva, warum die Verstorbene nicht würdevoll beerdigt werden durfte und ob Atlas etwas mit dem Tod der Mutter zu schaffen hatte. Atlas wiederum beschuldigt die Mutter, die Krankheit eingeschleppt zu haben und als Heilerin unfähig gewesen zu sein. Atlas' Leute zerstören Alvas Garten und rauben den verletzten Captain. Atlas scheint seine Dorfbewohner bewusst sterben und ihre Tiere verhungern zu lassen. Gemeinsam mit den Brüdern Idris und Castor und der erstaunlich erfinderischen Ariana muss Alva eilig die Ursache der Krankheit enträtseln, dazu die Notizen ihrer Mutter entziffern und Atlas das Handwerk legen. Alvas Problem ist nicht nur ihr noch unvollständiges Pflanzenwissen, sondern auch ihre Angst vor dem Scheitern, die sie alles Schwarz malen lässt. Besonders Ariana treibt das Abenteuer der Kinder voran; denn schlimmer als in der Stadt zur feinen Dame erzogen zu werden, kann es für sie nicht mehr kommen. Sie bringt schon beim ersten Zusammentreffen der Kindergruppe ihre Meinung auf den Punkt: was sind das eigentlich für Menschen im Dorf, die in zwei Haushalten elternlose Kinder aufwachsen sehen, ohne sich um sie zu kümmern? Alva muss ihr Klischee vom abenteuerlustigen, nutzlosen Mädchen aus dem Herrenhaus umgehend aufgeben; denn ohne Arianas Findigkeit hätten die Kinder gegen Atlas keine Chance gehabt. Die vier Freunde finden nicht nur die Ursache der Krankheit, sie lernen die Hinweise von Alvas Mutter in der Natur zu lesen, die sie dort als Geheimbotschaft hinterließ, – und sie entlarven Atlas‘ Machenschaften. Yarrow Townsends Heldin Alva konnte Ratschläge noch nie leiden. In der Krise aufgrund einer unbekannten Krankheit muss sie jedoch ihren Stolz herunterschlucken und mit Gleichaltrigen gemeinsam gegen den so reichen wie boshaften Dorfvorsteher Atlas antreten. Wie es zu Atlas Macht und Reichtum kam und warum die Leute dessen Herrschaft erdulden, hinterfragt Alva nicht. Dass Reiche boshaft und geizig sind und Arme u. a. deshalb arm bleiben müssen, scheint mir als Botschaft übertrieben schlicht. Dennoch ein stimmungsvolles Gruppenabenteuer, in dem es nicht so idyllisch zugeht, wie das Buchcover vermuten lässt.

zurück nach oben