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mabuerele

Posted on 28.9.2022

„...Die Walpurgisnacht ist doch nur einmal im Jahr. Wenn wir jetzt gehen, dann verpassen wir doch alles...“ Byron hat sich mit seinem Zwillingsbruder Yven auf dem Bocksberg versteckt. Byron ist für jeden Schabernack zu haben. Noch ahnt Yven nicht, dass Byron im Holzstoß der Hexen Feuerwerkskörper untergebracht hat und dass auf die beiden Brüder die schlimmsten drei Tage ihres Lebens warten. Die Autorin hat das Märchen von Schneeweißchen und Rosenrot auf ihre ganz eigene Weise neu erzählt. Der Schriftstil macht das Geschehen durch die vielen Dialogen und manch amüsante Szenen lebendig. Nachdem der Zauber der Hexe gewirkt hat, machen sich die Brüder auf den Weg, um jemanden zu finden, der den rückgängig machen kann. Zuerst treffen sie auf Rumpelstilzchen. Dessen unverschämten Preis wollen sie nicht bezahlen. Dann finden sie eine Häuschen, in dem zwei Schwestern leben – und streiten. Rhosyn wird von einem Fuchs begleitet, Eira hat ein Schneekaninchen als Haustier. „...Vielleicht solltet ihr einfach anfangen, miteinander zu reden...“ Der Fuchs bringt es auf den Punkt. Doch die Schwestern lassen Taten sprechen und nutzen ihre magischen Fähigkeiten, um der anderen zu schaden. Das Zusammentreffen der Schwestern mit den verzauberten jungen Männer führt zu vielen lustigen Szenen, aber auch zu einer ungeahnten Entwicklung aller vier Protagonisten. So habe ich mich über Yvens Angelversuche köstlich amüsiert. Apropos Yven, er begreift schnell, dass er vom praktischen Arbeiten keine Ahnung hat. Auch Byron reflektiert sein bisheriges Leben. Als Nachgeborener, wenn auch nur wenige Minuten, fehlte ihm eine Aufgabe. Die beiden Schwestern hat der plötzliche Tod der Mutter aus der Bahn geworfen. Rhosyn möchte Eira beschützen. Die aber fühlt sich gegängelt. Dann aber eskaliert die Situation. Nur, wenn die Schwestern zusammen arbeiten und jede ihre speziellen Fähigkeiten einbringt, sind die jungen Männer zu retten. Dafür motzt Snow rum. „...Immer muss das weiße Kaninchen die Kohlen aus dem Feuer holen. Immer sind wir es, die zum Schluss für die Heldentaten verantwortlich sind und nie dafür Anerkennung erhalten...“ Im königlichen Schloss dagegen hat man die üblichen menschlichen Probleme. „...Ich habe später noch einen Termin beim Friseur und du weißt gemau, wie ich es hasse, wenn ich zu spät komme und meine Haare nicht mehr rechtzeitig in der Sonne trocknen können...“ Die Klage wird vor allem dann verständlich, wenn man den Namen der Königin liest. Befreundet ist sie übrigens mit Schneewittchen und Aschenputtel. Während der Handlung im Schloss kommen noch ganz andere Märchen ins Spiel. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Auf sehr unauffällig Art werden dabei Fragen gestreift wie: Wer bin ich? Was macht mein Leben lebenswert? Ein Zitat aus dem Munde von Byron soll meine Rezension abschließen: „...Es sind die Gefühle in uns, die uns das Leben fühlen lassen. Erst wenn wir uns auf andere Lebewesen einlassen, werden wir Teil des Lebens...“

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