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Posted on 26.9.2022

Psychologin Chloe geht es nicht gut und das verwundert bei ihrer Vorgeschichte auch wenig. Vor 20 Jahren wurde ihr Vater für den Mord an sechs Mädchen verurteilt, ihre Mutter wollte sich umbringen und ihr Bruder ist mit ihrem Verlobten nicht so ganz einverstanden. Ihren Vater hat sie nicht mehr gesehen, seit er von Beamten zuhause abgeholt wurde, doch nun verschwinden wieder Mädchen. Zufall? Ein Nachahmungstäter? Vorweg: Es ist ein ruhiger Thriller, der seine Momente hat, ansonsten aber eher gemächlich vorankommt, manchmal auch für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf der Stelle tritt. Das Kennenlernen der Erzählerin nimmt einiges an Text in Anspruch. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sich manches zu oft wiederholt, die Rechtfertigungen ihres Medikamentenmissbrauch war ich irgendwann satt und nicht selten hätte ich sie gerne mal geschüttelt. Als Erzählerin wirkt sie dennoch oder gerade deshalb authentisch, weil sie nicht so stringent erzählt, sondern eher so, wie man das von einer traumatisierten Frau erwartet. Die Einblicke in ihre Psyche fand ich an sich auch nicht schlecht, aber ich hätte einfach zwischendurch gerne mehr Spannung gehabt, als es hier über weite Strecken der Fall war. Ich hatte einen gewissen Verdacht schon recht früh, fand ihn dann aber aufgrund der einen oder anderen Sache nicht so ganz stimmig. Also habe ich zig andere Personen verdächtigt, also quasi jeden einzelnen Charakter im Buch. Ich hatte zwar immer diese eine Idee – wie ich glaubte, eine fixe Idee – aber es gab immer wieder Aspekte, die mal jenen, mal diesen Verdächtigen sinnvoll erschienen ließen. Was will der Nachahmungstäter? Ist es das „Jubiläum“, welches den Täter motiviert die Täter zu kopieren? Warum ist Chloe quasi immer im Mittelpunkt des Geschehens? Das Ende des Buches hingegen ist plötzlich richtig spannend und unterhaltsam. Es geht dann endlich mal Schlag auf Schlag, fast zu schnell, aber immerhin. Unter dem Strich hat das Buch schon Potenzial, aber ganz genutzt hat es die Autorin aus meiner Sicht nicht - drei Sterne.

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