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gwyn

Posted on 26.9.2022

Der Anfang: «Ist Wald nicht voll papatastisch? Ich bin ja selbst ganz Wald, immer sshon. Flieg schmoof rum, denk dauernd, urdinogeil ein Vogel zu sein. ... Wie ihr mich heißt? ... Waldgärtner, Baumwächter, Buntrockförster, den gescheckerten Dingsbums. Viele auch nur Eichelhäher. Einige wenige Dickvogel und so Zeug, ey, passt, schon alles gucci. Ich nenn euch Kopflistige, Menschwesige, Menschkauzige, Zweibeinige» «Aus mit Plapperblabla!», in dieser Wutrede - verfasst in «Eichelhäherisch» - richtet sich dieser Piepmatz an die Menschheit. Höchste Zeit, ihm zuzuhören! Er will die Welt retten! Die Menschen roden Wälder, bauen immer neue Häuser und Straßen, für die Tiere bleibt kein Platz mehr. Einem Eichelhäher platzt der Kragen, die Menschen müssen gestoppt werden! Er ist wütend, weil die Menschen zu dumm sind, um zu sehen, was sie anrichten. So pflanzt er Bäume, wo es ihm gerade passt, mit dem Ziel, die ganze Welt zu bewalden. Zunächst mal stellt sich der kleine Vogel vor in «Eichelhäherisch», das ein wenig an Yodas Sprache erinnert. Er erklärt uns, dass auch er nicht alle Vögel versteht, wie zum Beispiel das Eulisch oder Bussardisch. Der Mensch ist ein kriegerisches Wesen, zerstöre die Welt, erklärt er uns. Alles kaputtmachen, so dass die Tiere keinen Lebensraum mehr haben und aussterben. «Vielleicht meinst du jetzt: Mach nicht so ein Drama ey, bleib cremig, mach nicht so viel Übertreibung. Mach nicht so fies Missstimmung gegen uns Menschkauzige. Und dass ihr viele, viele, sehr viele gute Dinglichkeiten tut. Meine Sichtweise: Ich seh das nicht. Und hab echt zwei scharfe Augen und was im Kopfhörer.» Und er bemüht sich, dem Bäumesterben etwas entgegenzuhalten, er erklärt den Menschen den Krieg. Er nimmt die Eicheln, schleppt sie fort und vergräbt sie, so viel wie er kann, damit überall neue Eichen wachsen! Ich habe lange überlegt, ob mir das Kinderbuch gefällt oder nicht. Einerseits ja, andererseits nicht so sehr. Kreativität in der Sprache finde ich immer gut. Genau das gefällt mir an diesem Buch. Allerdings ist es teil grenzwertig, die Piepmatzsprache als Kind zu verstehen. Preziös schimpft der Vogel los. Im Prinzip richtig. Aber das klingt wie ein Wutbürger, der unstrukturiert herunterschimpft, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Zunächst geht es um Vogelsprachen – wobei der Piepmatz über die anderen Vögel meckert. Dann geht es um Krieg – nicht nur Menschen sind kriegerisch. Auf geht es zur Zerstörung von Lebensräumen durch den Menschen und weiter zur Aktion des Eichelhähers, die Welt mit Wald zu bepflanzen. Alles querbeet, kurz angesprochen, nichts auserzählt. Genau das hat mir nicht gefallen. «Wälder weg. Tiere weg. Klima weg. Meschwesige weg.», sagt die Piepmatz. Die Illustrationen von Stella Dreis haben mir gut gefallen, die im Mischstil Aquarell-Gouache angelegt, in gedeckten Naturfarben gestaltet sind. Der Piepmatz ist zauberhaft. Durch das Buch hindurch können wir Tierspuren verfolgen, die am Ende aufgelöst werden. Tier- und Naturschutz ist das Thema, und dazu gibt es leider nur winzige Informationen, die mir eben nicht genug waren, zu sehr durcheinandergingen. Micheal Stavarič, hatte mich mit seinem Sachbuch «Faszination Krake» begeistert, das zum Junior-Wissenschaftsbuch 2022 gewählt wurd. Dies bleibt für mich um Längen dahinter zurück. Der Leykam Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 6 Jahren. Das passt für mich. Michael Stavarič, geboren 1972 in Brno, lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. Er wäre früher gerne Meeresbiologe geworden, jetzt schreibt er Kinderbücher, Romane und Gedichte, interessiert sich aber noch immer für Fauna und Flora. Wenn er nicht gerade Bücher schreibt, verbringt er seine Zeit mit Naturdokumentationen. Zuletzt erschien »Faszination Krake« (Leykam 2021). Stella Dreis, geboren 1972 in Plovdiv, Bulgarien, lebt heute als freie Künstlerin und Illustratorin in Heidelberg. Bäume und Vögel faszinieren sie besonders und sie würde so einiges geben, um einen alten Baum interviewen zu können.

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