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gwyn

Posted on 26.9.2022

«A modo mio» – auf meine Art – die Foodbloggerin Alessandra Dorigato versammelt hier ihre Lieblingsrezepte aus Italien, wobei viele vegetarisch sind. Sie unterfüttert sie mit vielen Tipps von Mamma Maria und Nonna Nina und erklärt zu Beginn den Ursprung der Gerichte und aus welcher Region sie stammen. Sie gibt auch Tipps, wie man z.B. Butter mit veganer Butter ersetzen kann. Ein Buch, das Gefühl vermittelt, Duft, Aroma und Geschmack, die Geschichte hinter dem Rezept. «Beim Risotto hilft der Trick meiner Mamma: Nicht rühren! Rührt man einmal im Risotto, dann klebt er auf dem Boden des Topfes an». Die Lieblings-Familienrezepte entstammen Traditionsgerichten und es gibt Eigenkreationen der Familie, wie das von Nonna Nina: Wozu lange Nudelteig walken, wenn im Garten Kartoffeln wachsen? Und so entstand eine Kartoffel-Lasagne, die je nach Jahreszeit mit diversem Gemüse variiert wird. Für die «Tomatensugo», wohl ein Familienrezept, werden enthäutete Tomaten zusammen mit einer halben Zwiebel und Basilikum, Salz in einen Topf mit Butter oder Olivenöl gegeben, stundenlang bei niedriger Hitze geköchelt, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Zwiebel und Basilikum vor dem Servieren entfernen. Ich habe im offiziellen italienischen Pasta-Codex extra nachgeschaut, diese Zubereitung kommt bei über 1000 Kochrezepten nicht vor. Ausprobieren, ob es schmeckt, für mich klingt es nach wenig Geschmack. Die meisten Gerichte sind klassisch, bekannte Rezepte. Das fand ich schade, da sie tausendfach publiziert wurden: Pappa al pomodoro, sizilianischer Salat mit Fenchel und Orangen, Minestrone, Pasta alla Norma, Fettuccine alla papalina, Spaghetti all´Amatriciana, Carbonara, Lasagne Miesmuscheln mit Wein, Brathuhn mit Zitronen, Kalbsrouladen mit Pinienkernen, gefüllte Zucchiniblüten, Arancini, toskanische Kartoffelbällchen, Erbazzione reggiano, Folpetti padovani, neapolitanische Pizza, Focaccia, Feigenbrot, Cantuccini mit Pistazien, Sauerteig und Landbrot, Marillenkuchen, Granita, Torta mantovana, Cannoli, Tiramisu, Fior de latte, Biancomangiare, Cantuccini. Es gibt auch Einiges, das in klassischen Büchern nicht zu finden ist, modern und fisch daherkommt: Sommersalat mit Wassermelone und Mozzarella (aber auch nichts Neues), Honigkarotten mit Pecorino, gebratene Zucchini mit Estragon und Weißbrotwürfel, Maroni-Linsensuppe-Suppe, Apfel-Walnuss-Risotto, Zucchini-Hirse-Frittata, Kürbis-Cappellacci, überbackene Polenta, Omas Eierlikör. Sehr lecker ist das Rezept «Bavette mit Minze-Basilikum-Pesto», das auch im Ofen karamellisierten Ricotta beinhaltet. Oder das «Pizzoccheri» – eine Kichererbsen-Spinat-Creme zur Pasta, das aus dem nördlichen Veltin stammt. Sehr lecker sind bestimmt ebenfalls die Priesterwürger «Strangolapreti», Klöße, die aus altbackenem Brot, Malvenblättern, Milch und Parmesan hergestellt werden. Das «Huhn in Milch», eine gute Idee für Hähnchenschnitzel. Die Bärlauchsuppe mit Kartoffelchips hat es mir angetan und ebenso der «Sbrisolona ai mirtilli, ein Blaubeerkuchen mit einem Teig aus Haferflocken. Überhaupt, der süße Teil in diesem Buch ist bemerkenswert. Einiges Neues wird präsentiert, wobei Alessandra Dorigano leckere Desserts, Kuchen und Kekse zeigt, die frisch sind und nicht überzuckert; was mir gut gefällt. Am Ende gibt es ein Kapitel zur Vorratshaltung, dem «Einkochen», Gemüse und Marmelade. Für wen eignet sich dieses Kochbuch? Die Rezepte sind frisch und leicht, einfach nachzukochen. Wer fleischlose Gerichte sucht, liegt hier richtig, Fleisch / Fisch ist an einer Hand abzuzählen. Vegetarisch ja – vegan in Grenzen, außer man ersetzt Milchprodukte mit veganem Ersatz. Die Zutaten sind überall erhältlich und bekannt. Wer sich sehr gut in der italienischen Küche auskennt, wird nicht allzu viel Neues finden, eher in der süßen Abteilung. Mir gefallen die kleinen Intros, Geschichten zu der Entstehung der Rezepte, die Tipps aus der Familienküche. Die Rezepte sind auf jeden Fall für Koch-Anfänger geeignet und für die, die sich in die italienische Küche wagen möchten. Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet, feine Fotos, meist in Draufsicht, das alles auf mattem Papier präsentiert. Alessandra Dorigato ist in der Lombardei und im Trentino aufgewachsen – bei zwei großartigen Köchinnen: bei ihrer mamma und ihrer nonna. Seit dem Jahr 2000 lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Wien. Neben ihrer wöchentlichen Food-Kolumne für die Tageszeitung «Der Standard» (Online) kocht sie auch jeden Monat als Gast in der Sendung «Studio 2» im ORF 2. Ständig tüftelt sie an Rezepten für ihren Foodblog A Modo Mio: Dort findet man authentische Küche aus den verschiedenen Regionen Italiens und viele Geschichten, die damit verbunden sind. Alessandra veranstaltet auch Pasta-Workshops in Wien, wo sie neben den Kenntnissen der italienischen Küche auch ein wenig Dolce Vita vermittelt.

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