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marcello

Posted on 25.9.2022

Mit „Sunrise Full of Wonder“ beendet Mounia Jayawanth ihre bei Lyx veröffentlichte One-Night-Trilogie. Insgesamt war die Reise für mich nicht immer einfach, denn man merkt Mounia an, dass sie es auf wichtige Themen abgesehen hat. Dazu hat sie einen humorvollen Grundton, aber manchmal ist es erzählerisch etwas holprig und auch die Charaktergestaltung ist nicht immer in sich konsequent. Natürlich ist mir das Buchuniversum dennoch ans Herz gewachsen, denn gerade die drei Freundinnen sind ein Anker gewesen, der definitiv dieser Reihe etwas Besonderes gegeben hat. Bei „Sunrise Full of Wonder“ ist diese Kritik ziemlich genau auf den Punkt wieder anzubringen, man merkt also ein starkes Muster, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob es nun nur Geschmackssache ist, dass es bei mir noch nicht völlig ankommt, oder ob doch noch eine gewisse Übung an der einen oder anderen Stelle fehlt. Maya und Lenny waren uns in den anderen beiden Bänden als Freunde präsentiert worden, weswegen ich im Vorfeld auch von einer klassischen Entwicklung ausging, dass aus besten Freunden eben zusätzlich noch ein Liebespaar wird. Deswegen fand ich es in der Tradition des fünfjährigen Zeitsprungs überraschend, dass eigentlich damals bereits die perfekte Liebesgeschichte angelegt wurde. Es ist auch okay, dass manche nicht auf Anhieb zueinanderfinden, aber gerade im ersten Band war Lenny regelrecht treudoof in Sydney verliebt, was mein Bild zu ihm auch durchaus geprägt hat. Nun präsentiert uns der dritte Band aber irgendwie auch eine ganz andere Version von Lenny. Es ist nicht so, als ob man diese nicht übereinander bringen könnte, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass vieles zu seiner Person angelegt war, als der Plot von Band 3 noch nicht vollständig stand. Denn gerade angesichts seiner stets präsenten Gefühle für Maya war das doch etwas seltsam, denn er war sich dessen ja immer bewusst, während Maya es ja doch eher sich selbst nicht eingestehen konnte. Weiterhin kann man sagen, dass es eindeutig eine Maya-Geschichte ist. Das ist insgesamt auch eine Tendenz bei der Reihe, dass es zwar beide Perspektiven gibt, dass es aber dennoch eine deutlichere Gewichtung auf die Frau gibt. Hier ist es nun besonders extrem, denn es geht vor allem darum, was Maya als Kind und Jugendliche durchmachen musste und was sie so verbissen nach Freiheit sehnen lässt. Bei Lenny war aber durchaus genauso viel Potenzial vorhanden, das hat sich immer wieder überall angedeutet, aber es wurde nicht mal ansatzweise so detailliert ausgearbeitet. Hier spielt dann auch herein, dass der interessanteste Faktor an ihm, sein christlicher Glaube, offensichtlich Mittel zum Zweck war. Aber eins nach dem anderen. Denn ich fand das Buch auch lange sehr ereignislos. Natürlich ging es um die Zusammenführung zweier bester Freunde, aber es war sehr langatmig gemacht und als es dann endlich soweit war, ging es erstmal genauso behäbig weiter. Zwar wurde auch das Geheimnis aus Mayas Vergangenheit noch entlarvt, aber man merkte deutlich, dass der eigentliche inhaltliche Knall erst ganz zum Schluss kam. Ich hatte mit der Schwangerschaft ehrlich gesagt nicht gerechnet, auch wenn mir beim ersten Geschlechtsverkehr schon auffiel, dass über Verhütung nicht gesprochen worden war. Das wurde zwar später nachgeholt, aber dennoch war es da schon seltsam, aber dennoch habe ich das Thema lange nicht mehr in diesem Genre gehabt. Die Themenauswahl lobe ich auch ausdrücklich, auch weil mich der abschließende Abschnitt zum Mom Shaming sehr beeindruckt hat, denn so konsequent aufgearbeitet findet man das Thema leider selten, deswegen fand ich es spannend. Dennoch gab es eben auch Stolperstellen, denn es war eben sehr spät im Buch und spätestens da war klar, dass Lenny nur so gläubig inszeniert worden ist, um ein Konfliktpotenzial zu erzeugen. Grundsätzlich nicht falsch, weil es ein passender Ansatzpunkt ist, aber es war zu oberflächlich alles. Weder über Lenny selbst noch über seine Familie ist der Diskurs gut angegangen worden. Immer mal wieder wurde der Glaube ins Spiel gebracht, dennoch hat Lenny so nicht argumentiert, das war etwas schade. Aber grundsätzlich bleibt die Stärke des Themas und dass es für Maya wirklich durchgezogen wird. Da hat mir dann auch der Zeitsprung gefallen, weil man eben auch die Auswirkungen noch erleben durfte. Das sind ganz klar die für mich so starken Momente, bei denen ich Mounia richtig feiere, aber es macht es auch bedauerlich, dass im Kontext dann oft die Schwächen lauern. Fazit: Mounia Jayawanth hat vor allem thematisch eine wertvolle Reihe entwickelt, die auch mit dem dritten Band mit einem kleinen Highlight (weil eben so selten und doch so wichtig!) zu Ende geht. Dennoch sind die erzählerischen Schwächen leider nicht zu ignorieren, denn es ist nicht immer alles konsequent genug und dann bleibt manches auch an der Oberfläche, das ist insgesamt schade, weil das Potenzial riesig da ist. Aber vielleicht ist es wirklich nur Geschmackssache und Mounias ganz eigener Stil ist zu respektieren.

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