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thursdaynext

Posted on 24.9.2022

What if? 93 Jahre nach der Schlacht von Trafalgar steigt in London ein Mann ohne Gedächtnis aus dem Zug. Und wundert sich weshalb London Londres genannt wird und auch alles andere französisch beschildert ist. Er weiß nicht wie er heißt, wer er ist, was geschehen ist und so wie ihm geht es auch den LeserInnen nicht das letzte Mal in diesem verwirrenden Roman. Auf die gute Art verwirrend übrigens. Spannungs- und Leselut erzeugend, Neugier und Interesse anregend. Man irrt mit dem Protagonisten durch diese grandiose Welt/en die Autorin Natasha Pulley hier erschafft. Liebevoll ausgeschmückt und den Atem der Vergangenheit ausstrahlend. Immer wieder von Neuem wird man als LeserIn in neue Zeiten und Umstände geworfen, beginnt allmählich zu durchschauen worauf das hinausläuft, glaubte ich zumindest, bis neue Erkenntnisse liebgewordene errungene Gewissheiten über Bord warfen. Feststehend ist nur der Leuchtturm auf der kleinen Insel Eilan Mor. Dreh- und Angelpunkt dieser extrem spannenden historischen Fantasy Geschichte. Pulleys Stärke sind ihr Stil, ihre Figurenentwicklung und die Szenerie die sie so darstellt, dass man sich mitten hineinversetzt fühlt. Man fiebert mit, friert mit und verliert sich in den Jahrhunderten. What if?, was wäre wenn, spielt auch eine besondere, fast schon philosophisch angehauchte Rolle in dieser Zeitreisegeschichte. Dazu noch diese unglaublich großartige Begabung der Autorin, diese Geschichte so zu erzählen, dass sie immer wieder neue Spuren legt bei denen es eine Freude ist sie zu verfolgen. Ich habe mich festgelesen im Leuchtturm und wollte nicht dass es endet, konnte aber auch nicht aufhören den Roman zu verschlingen. „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist bereits das zweite Fantasy Highlight das Klett-Cotta dieses Jahr herausgebracht hat. Ganz anders als „Der Schwarzzungendieb“ aber wieder sehr sehr außergewöhnlich und niveauvoll. Ein Leseabenteuer für Fans der gehobenen Fantasy. Und nicht zuletzt hat sich „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ als die gelungenste Lovestory seit langer Zeit für mich entpuppt. Zart, sachte heranreifend und ergreifend schön. Lektüre für Freunde des Besonderen. Auch hier kann ich nicht anders als den Dodo-Award samt 28 Zusatzdodos zu vergeben samt wärmster Empfehlung.

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