naraya
Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben und auch viele Schülerinnen sind an den Folgen verstorben. Hetty, Byatt und Reese sind Freundinnen und halten fest zusammen. Doch dann verschwindet Byatt spurlos, die das Trio zusammengehalten hat. Hetty und Reese machen sich auf die Suche und decken dabei furchtbare Dinge auf. „Wilder Girls“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Rory Power. Er wird abwechselnd von Hetty und Byatt, jeweils in der Ich-Form und dem Präsens erzählt, so dass wir stets wissen, was sich zeitgleich nach Byatts Verschwinden abspielt. Der Autorin gelingt es dabei, eine herrlich düstere, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, denn die Tox hat nicht nur die Flora und Fauna auf der Insel verändert, sondern auch die Körper der Mädchen. Manchen von ihnen wachsen Kiemen oder Knochen schieben sich aus der Haut, andere verlieren durch Wucherungen eine Hand oder ein Auge. Die drei Mädchen bilden ein interessantes Gefüge. Hetty und Byatt sind beste Freundinnen, Reese kam als dritte hinzu und brachte ein gewisses Ungleichgewicht in die Freundschaft. Nach Byatts Verschwinden, die stets das positive, verbindende Element war, müssen die beiden sich erst wieder zusammenraufen und herausfinden, wo sie stehen. Hetty wird zum Bootsdienst eingeteilt, der die Versorgungslieferungen vom Festland am Steg abholt und kommt so an neue, brisante Informationen. Reese hingegen hat ihre eigene Agenda: Sie möchte ihren Vater wiederfinden, der Hausmeister im Internat war und seit seiner Erkrankung an der Tox ebenfalls verschwunden ist. Eigentlich ist „Wilder Girls“ das perfekte Buch für den Herbst, eine Mischung aus beängstigender Dystopie und gelungenem Body Horror. Selbst die Natur hat auf der Insel ein gruseliges Eigenleben entwickelt. Auch die Geschichten der drei Mädchen, das Geheimnis um die Machtstrukturen im Internat und die Tox selbst sind gut ausgearbeitet. Einzig der abrupte Schluss trübt die Leseerfahrung enorm, da so einfach viel zu viele Fragen offen bleiben.