schokoflocke
Die letzten 365 Tage „ Ich möchte nach wie vor den Mut aufbringen, mich nicht den Demütigungen des Alters auszusetzen, sondern mich mit Vollbesitz meiner Kräfte kaltblütig hinzustellen und zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. " Mit 54 Jahren beschließt Toni, dass er von dem Leben, das für ihn nur Enttäuschungen parat hatte, einfach genug hat. Er gibt sich noch 365 Tage Zeit um seine Erinnerungen aufzuschreiben, alles Revue passieren und unerledigte Dinge zu Ende zu bringen … Ich war auf dieses Buch sehr neugierig, weil ich von „Patria " total begeistert war, da hat mich die Geschichte total mitgenommen und den verworrenen und recht komplizierten Schreibstil hab ich geliebt. Ich sag es gleich - dieses Buch ist ganz anders. Der Schreibstil ist viel einfacher und zugänglicher, die Geschichte selbst nicht ganz so heftig…dennoch finde ich auch „Die Mauersegler " sehr beeindruckend und lesenswert. Auch wenn man an manchen Stellen Verständnis für Toni aufbringen kann, wirkt er oft unsympathisch und die Welt die er beschreibt ist auch kein angenehmer Ort, ich hab aber Tonis Geschichte gern gelesen. In den kurzen 365 Kapiteln beschreibt Toni nicht nur die Gegenwart und philosophiert bisschen über das Leben, das Wichtigste in seiner Erzählung ist die Vergangenheit - seine Kindheit mit der komplizierten Ehe der Eltern und von Eifersucht geprägten Beziehung zu seinem Bruder, dann die eigene gescheiterte Ehe mit Amalia und eine schwierige Vater - Sohn Beziehung mit Nikita. Da die gleichen Themen wiederholend behandelt werden, wirkt das manchem eintönig, aber jedes Mal kommen neue ( manchmal schockierende ) Details dazu und das Gesamtbild verändert sich ständig. Obwohl das Thema Tod ( besonders der Freitod ) in dem Roman eine wichtige Rolle spielt, geht es vor allem um das Leben mit allen seinen Facetten, das trotz Enttäuschungen, Wut und Schmerz, einfach lebenswert ist. Es ist ein wunderbares, anspruchsvolles und vollwertiges Roman, das zwar Geduld und Zeit fordert, der Mühe aber auf jeden Fall wert ist.