Sofia :)
Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar! Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Ja, was kann ich hier noch meiner Rezension zum Auftakt hinzufügen? Die Buchgestaltung ist dem Verlag mal wieder grandios gelungen, was nicht nur – aber sicherlich auch! – an dem wunderschönen Farbschnitt liegt, der wunderbar mit dem des ersten Bandes harmoniert. Darüber hinaus gefällt es mir auch sehr, dass hier das Motiv des Covers und des hinteren Buchdeckels verglichen mit dem Auftakt quasi getauscht haben, sodass sich Malik und Karina, legt man die beiden Bücher nebeneinander, ansehen. Aber auch wenn die Motive auf den Blick identisch zu sein scheinen, fallen einem bei näherem Betrachten winzige Unterschiede auf, die sich auch im Inhalt widerspiegeln, so trägt Malik hier bspw. sehr vornehme, teure Kleidung, während Karina ein Kettenhemd an hat – beides steht symbolisch für die Rolle, die sie in diesem Band einnehmen, und man erkennt darüber hinaus sofort, dass sich, auch wenn es sich um die gleiche Welt handelt, seit dem Beginn der Geschichte so einiges getan hat. Dass sich das alles im Cover widerspiegelt, finde ich toll, und zeigt, dass sich der Verlag mit dem Titel auch wirklich auseinandergesetzt hat! Meine Meinung: „A Psalm of Storms and Silence“ ist so eine riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!! Das merkt man bereits auf den ersten paar Seiten. Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Während ich also beim ersten Band noch leicht bemängelt habe, dass mir der Einstieg in „Das Reich von Sonande“ ein wenig zu lange gedauert hat, ist man hier innerhalb kürzester Zeit gefesselt und kann sich dann auch nur noch schwer vom Buch lösen. Bevor ich APOSAS begonnen habe, hatte ich immer noch einen massiven Buch-Hangover von „Crescent City 2“, und obwohl ich es mit anderen Büchern versucht habe, konnte ich deshalb bis dahin keine neue Fantasy lesen. APOSAS war dann praktisch mein letzter Versuch, und dass ich trotz der Umstände das Buch kurz nach Beginnen kaum aus der Hand legen konnte, spricht für die Sogwirkung, die die Fortsetzung von „A Song of Wraiths and Ruin“ auf mich hatte. Besonders positiv fällt beim Lesen auf, dass es der Autorin hier wesentlich besser gelingt, ein mitreißendes Erzähltempo zu finden. Zwar wird es zwischendurch immer mal wieder etwas ruhiger und die Figuren sind nicht durchgehend am Kämpfen oder Fliehen, sondern widmen sich auch der Suche nach magischen Artefakten und der Aufgabe, ihre Magie besser kennen- und kontrollieren zu lernen. Allerdings bleibt das Erzähltempo dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man selbst in den ruhigeren Momenten praktisch nur so durchs Buch fliegt. Sie findet also die perfekte Balance aus actionreichen Szenen, in denen man zusammen mit den Figuren um ihr Leben fürchtet, und Momenten, in denen die Autorin ihre Welt ausbaut, dem Leser das Magiesystem näherbringt und ihren Protagonisten wie auch Nebenfiguren mehr Substanz verleiht. Auch diese Aspekte der Geschichte hat Roseanne A. Brown im Vergleich zu ihrem Debüt also um ein Wesentliches verbessert! Gerade hinsichtlich des Magiesystems haben mir im Auftakt noch einige Informationen gefehlt. Zwar fand ich es da bereits schon sehr spannend, allerdings war es für mich noch relativ wenig greifbar. Das ändert sich hier schnell. Nicht nur die Protagonisten, sondern auch der Leser versteht immer besser, wie ihre Magie funktioniert, wo die Stärken von Malik und Karina liegen und wodurch ihre Kräfte beschränkt werden. Man kann jetzt viel besser nachvollziehen, wie Maliks Geschichtenerzählen und Karinas Sturmmagie wirken, was sich natürlich sehr positiv auf das Worldbuilding im Gesamten auswirkt. Im Laufe der Geschichte erkennt man nämlich, dass noch viel mehr hinter dem steckt, was man bisher herausgefunden hat. Erst dann kristallisiert sich heraus, wie sehr die Autorin ihre Geschichte und ihre Welt durchgeplant hat und wie viel Sinn alles macht. Auch über die Politik von Sonande erfährt man hier viel mehr als im Auftakt, und das hat mir nicht nur deshalb sehr gut gefallen, weil ich politische Fantasy sowieso sehr gerne lese, sondern auch, weil das ebenfalls dazu beiträgt, dass die Welt von ASOWAR runder und echter wird. Darüber hinaus machen auch die Protagonisten eine großartige Entwicklung durch. Vor allem, wenn man Karina und Malik aus diesem Buch mit den beiden vom Beginn der Geschichte vergleicht, fällt einem auf, wie stark sie sich weiterentwickelt haben. Auch hier spielt die Autorin wieder mit Gegensätzen; diesmal allerdings nicht nur in Bezug auf die beiden Figuren gegenüber einander, sondern auch gegenüber sich selbst. Während Malik zu Beginn von „A Song of Wraiths and Ruin“ noch sehr ängstlich und zurückhaltend ist, erlebt man hier mit, wie er von Farid fast schon korrumpiert wird. Karina demgegenüber muss am Ende von Band 1 fliehen und verliert damit auch ihre politische Macht. Sie muss lernen, nur mit ihren Fähigkeiten für sich einstehen zu können, und das macht ihr Angst. Beide sind dabei nicht die typischen Helden; sie machen Fehler, treffen falsche Entscheidungen und müssen mit den Konsequenzen leben. Sie haben ihre Makel und trotzdem, oder gerade deshalb gewinnt der Leser sie lieb. Auch ihre „schlechten“ Entscheidungen passen zu ihrem Charakter und man kann sie nachvollziehen. Durch APOSAS wird also nicht nur die Welt um Sonande in sich schlüssiger, auch die Figuren werden runder, nahbarer und lebensechter. Ich habe von Vielen gelesen, dass ihnen die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten hier zu kurz kam, was ich angesichts dessen, dass Malik und Karina die meiste Zeit voneinander getrennt sind, durchaus gut nachvollziehen kann. Allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird. Wie auch beim Rest des Buches passt die Art und Weise der Darstellung ihrer Beziehung, für die sich die Autorin entschieden hat, eben zum großen Ganzen. Als i-Tüpfelchen sorgen die Konversationen zwischen Malik und dem Gesichtslosen König zwischendurch für die nötige Prise Humor, und auch wenn man das anfangs angesichts dessen, dass er der Bösewicht des ersten Bandes ist, nicht erwartet, wächst einem der König deshalb schnell ans Herz. Im Laufe der Handlung merkt man dabei aber auch, dass wie so oft viel mehr hinter ihm steckt, als zunächst vermutet, was ihn zum einen natürlich nur noch sympathischer macht, zum anderen aber ebenfalls zu der bereits erwähnten Schlüssigkeit der Geschichte beiträgt. Ähnliches gilt für die neuen Nebenfiguren Caracal und Ife, die man relativ zu Beginn kennen- und auch schnell liebenlernt – Letzteren besonders für die Kommentare, die schon gefährlich nahe dran sind, die Vierte Wand zu durchbrechen und der Geschichte eine herrliche Portion Ironie verleiht. „Nachsichtig schüttelte Caracal den Kopf. ‚Du wieder mit deinem Gefasel über Archetypen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir es mittlerweile gemerkt hätten, wenn das hier nur eine Geschichte wäre.‘ ‚Natürlich würden wir das nicht merken. In guten Geschichten wissen die Protagonisten nie, dass sie sich in einer Geschichte befinden.‘“ (S. 156/560) Das Ende der Dilogie ist, ohne zu viel verraten zu wollen, wie auch der Rest der Reihe eher unkonventionell und nicht das, was man sonst in YA liest. Es ist kein „klassisches“ Happy End, aber man geht trotzdem zufrieden aus der Geschichte, weil es einfach passt. Hier merkt man ein letztes Mal, dass die Autorin ihre Welt und ihre Figuren sehr gut kennt und alles bis zum Schluss durchdacht hat, denn auch wenn das Ende von „Das Reich von Sonande“ anders ist, als man erwartet, kann ich mir ein alternatives Ende nicht vorstellen. Fazit: Riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!! Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Das Erzähltempo bleibt dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man praktisch durchs Buch fliegt. Beide Protagonisten machen eine großartige Entwicklung durch, das Magiesystem wird weiter ausgebaut und man erfährt immer mehr über die Geschichte und Politik von Sonande. Das Ende ist unkonventionell und eher bittersüß als happy, aber ich glaube, ein anderes hätte hier auch gar nicht gepasst. Dass Viele der Ansicht sind, dass die Liebesgeschichte zwischen Malik und Karina hier zu kurz kommt, kann ich nachvollziehen, allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird. 5/5 Lesehasen.