ninchenpinchen
Thema verfehlt, 6, setzen Obwohl bei diesem Buch, m. E. als große Ausnahme, der deutsche Titel bedeutend besser passt, als der Originaltitel „Wat wij zagen“ (im Übersetzer „Was wir gesehen haben“), ist leider gerade dieses Thema völlig verfehlt. Man hatte sich auf ein Buch gefreut, das über die sog. Content-Moderation der digitalen Netzwerke berichtet, wenn auch als Roman. Da gab es anfangs ein paar Schockmomente, die breit ausgeschlachtet wurden, das war dann aber schon alles. Der Klappentext vorn im Buch passt auch überhaupt nicht. Oder welche Kollegen brechen da zusammen? Oder wie etwa verschiebt sich der moralische Kompass der Protagonistin Kayleigh? Welcher Blödmann hat denn diese Inhaltsangabe zusammengestückelt? Keine Frage, der Anfang mit den Arbeitsbedingungen in der fiktiven Firma Hexa ist wirklich spannend, aber dann kommt die Lesbennummer und alles ist vorbei. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich dies Buch gar nicht lesen wollen. Natürlich hatte ich keine Ahnung von dem, was da entfernt wird, logisch, weil man es ja nicht mehr sehen kann. Ausnahme war bei mir ein furchtbares, so grausames Video von Peta (Tierschutzorganisation), das ich hier nicht näher beschreiben möchte, aber immer noch im Kopf habe. Die im vorliegenden Buch beschriebenen Selbstverstümmelungen, die Tierquälerei, die merkwürdigen Verhaltensmaßregeln der Firma; es war sicherlich durchaus interessant zu erfahren, was es da so alles an digitalem Irrsinn geben mag, aber warum dann dieser plötzliche Szenenwechsel ins lesbische Gemache? Und das wird dann im Kabuff der Firma auch noch gefilmt, prost Mahlzeit. Und nimmt etwa achtzig Prozent der verfügbaren Seiten ein. Uns wurden mit diesem Buch entfernte Beiträge versprochen mit der reißerischen Überschrift „Was ist das Schlimmste, das du je gesehen hast?“ Und nein, dies ist nicht das Schlimmste, was ich je gelesen habe, aber gefallen hat es mir nun überhaupt nicht. Fazit: Null Empfehlung von mir, kauft euch lieber für 20 Taler was anderes.