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*Interessante Romanbiographie über Virginia Woolf und die Bloomsberries* Die Romanbiografie „Die Liebenden von Bloomsbury - Virginia und die neue Zeit“ von der deutschen Autorin Stefanie H. Martin stellt den Auftakt einer dreiteilig angelegten Saga dar, die sich den Frauen der berühmten sogenannten „Bloomsbury Group“ widmet - einer illustren Gruppe von Künstlern, Intellektuellen und Wissenschaftlern, die mit ihren modernen, innovativen Vorstellungen von Kunst und Gesellschaft maßgeblichen Einfluss auf den kulturellen Aufschwung Englands hatte. Im ersten Band rückt die Autorin die berühmte Virginia Woolf (1882- 1941) als zentrale Figur der „Bloomsbury Group“ in den Mittelpunkt, die mit ihren Werken zu den bedeutendsten britischen Schriftstellerinnen des frühen 20. Jahrhunderts zählt und für viele Frauen Inspiration und Vorbild für ein selbstbestimmtes Leben war. Die Autorin nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise in das Leben, das persönliche Umfeld und die Freundschaften der großen Literatin, doch anders als der Titel suggeriert, steht Virginia Woolf keineswegs im Mittelpunkt der Handlung. Mit ihrem lebendigen, sehr bildhaften Schreibstil lässt uns die Autorin rasch in die damalige viktorianische Epoche eintauchen und gibt uns auch umfangreiche, sehr aufschlussreiche Einblicke in historische Ereignisse, die Wertevorstellungen und gesellschaftliche Stimmung jener Zeit, die sorgsam recherchiert wurden. Aus dem äußerst umfangreichen biografischen und autobiografischen Quellenmaterial hat die Autorin eine abwechslungsreiche, mitreißende und authentisch wirkende Romanhandlung geschaffen. Sehr gelungen sind zudem die immer wieder in die Handlung eingestreuten Auszüge der Briefwechsel, die als authentische Zeitdokumente für Abwechslung sorgen. So erfahren wir viel über die Gründung und die Anfänge der „Bloomsberries“ im Zeitraum zwischen 1903 und 1909 und erleben die Diskussionsrunden der jungen Intellektuellen über Literatur, Kunst, Wissenschaft und allerlei recht freizügiger Themen im Haus der Stephen-Geschwister Virginia, Vanessa, Toby und Adrian im Londoner Stadtteil Bloomsbury mit. In vielen zwischenmenschlichen Episoden rund um die Familie Stephen erhalten wir einen tieferen Einblick in das Leben der beiden Schwestern Vanessa und Virginia, ihre Entwicklung sowie ihr enges Verhältnis zueinander. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Persönlichkeiten mit all ihren Eigenheiten herauszuarbeiten und auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt glaubhaft zu vermitteln. Insbesondere Virginia empfinde ich als sehr glaubhaft dargestellt. Die intelligente, ehrgeizige und hochsensible Frau mit ihrer sehr sprunghaften, labilen und depressiven Seite hat die Autorin sehr authentisch und vielschichtig gezeichnet. Trotz aller bestehenden gesellschaftlichen Normen und Zwänge ist Virginia schon früh klar, dass sie ihr Leben der Schriftstellerei widmen möchte, und dass es notwendig ist sich gegen Konventionen aufzulehnen, um gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen. Die weltoffenen, sehr fortschrittlichen Einstellungen finden Eingang in ihre erstmals veröffentlichten Essays. Schade finde ich allerdings, dass Virginias schriftstellerische Tätigkeit nicht mehr von der Autorin in den Fokus ihres Romans gerückt wurde. So hoffe ich doch, dass dies im Dezember erscheinenden Folgeband der Bloomsbury-Saga „Vanessa und die Kunst des Lebens“ mehr Berücksichtigung finden wird. Ich habe jedenfalls wieder Lust bekommen, einen Roman von Virginia Woolf zu lesen, ihre Sprache zu genießen und in ihre faszinierende Welt einzutauchen. FAZIT Insgesamt bietet dieser erste Band der historisch-biografischen Roman-Reihe eine interessante und allgemein verständliche Annäherung an die bekannte Schriftstellerin Virginia Woolf in ihrer frühen Schaffensphase mit aufschlussreichen, sorgfältig recherchierten Einblicken in die innovative „Bloomsbury Group“ und einem facettenreichen Portrait jener Epoche. .