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stefan182

Posted on 11.9.2022

Ein unaufgeregt erzähltes und dadurch fesselndes Locked Room Mystery Inhalt: Das Dorf O. in Japan, 1937. Die Familie Ichiyanagi feiert die Hochzeit des ältesten Sohnes Kenzo und seiner Verlobten Katsuko. In der Nacht nach der Feier werden die Gäste plötzlich von markerschütternden Schreien geweckt, denen der Klang einer Koto folgt. Beide Geräusche scheinen aus dem Schlafzimmer Kenzos und Katsukos zu kommen, doch das Zimmer ist verschlossen und muss erst offengebrochen werden. Als dies gelingt, kann nur noch der Tod der frisch Vermählten festgestellt werden. Dem Onkel der Braut kommt der Fall seltsam vor, sodass er den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi einschaltet. Persönliche Meinung: „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist ein Kriminalroman von Seishi Yokomizo. Die japanische Originalausgabe des Romans erschien bereits 1946 und ist nun erstmals bei Blumenbar auf Deutsch erschienen. Erzählt wird die Handlung von einem namenlosen Ich-Erzähler, der sich als Autor von Kriminalromanen vorstellt (vielleicht baut sich Seishi Yokomizo hier auch selbst in die Handlung ein). Eigentlich ist dieser Ich-Erzähler aber ein allwissender Erzähler: Er schreibt 9 Jahre nach den Honjin-Morden, der Fall ist längst aufgeklärt und ihm liegen alle Dokumente zum Fall vor. Daher weiß er bereits zu Beginn der Handlung wie diese enden wird. Durch seine Allwissenheit steht dem Erzähler die Möglichkeit offen, die vierte Wand zu durchbrechen, was er auch mehrmals tut, um mit den Lesenden über den Fall zu diskutieren. Die Handlung des Romans beginnt gemächlich: So werden zunächst der Handlungsort, die auftretenden Figuren und seltsame Begebenheiten, die sich kurz vor den Morden ereignet haben, vorgestellt/erzählt. Nach ca. einem Viertel des Romans beginnen die Ermittlungen, die zunächst von Kommissar Isokawa angeführt werden, ehe Kosuke Kindaichi den Fall übernimmt. Der Fall selbst ist ein klassisches, schön konstruiertes Locked Room Mystery mit einigen falschen Fährten und einer wirklich überraschenden, nicht zu erahnenden Auflösung. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist, dass in „Die rätselhaften Honjin-Morde“ mehrmals reale Kriminalromane referenziert werden (z.B. Romane von Agatha Christie und Artur Conan Doyle; eine besondere Rolle spielt „Das Geheimnis des gelben Zimmers“ von Gaston Leroux). Der Ton der Erzählung ist unaufgeregt und sacht, sodass sich der Roman angenehm lesen lässt. Am Ende des Romans findet sich außerdem ein Glossar, in dem einige für die Handlung wichtige japanische Begriffe erklärt werden. Insgesamt ist „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ein interessant erzählter, gerade durch seine Unaufgeregtheit fesselnder Kriminalroman mit einem klug durchdachten Fall.

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