Dreamworx
Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet. 1939. Im vom Bombenhagel zertrümmerten Warschau sieht sich das jüdisch-polnische Ehepaar Rosa und Itzhak Dunovich vor großen Herausforderungen, denn sie sind gezwungen, ins Warschauer Ghetto zu ziehen, obwohl sie eigentlich nur aus Litauen gekommen sind, um Rosas Mutter zu besuchen. Das Leben dort ist geprägt von Hunger, Entbehrungen und vor allem von den Grausamkeiten der Nazis. Itzhak, der sich Sorgen um seine eigene Familie macht, reist nach Litauern und lässt Rosa und die neugeborene Tochter Ania zurück. Rosas Lage wird im Ghetto immer schwieriger und als Itzhak nicht zurückkehrt, muss sie eine schwere Entscheidung treffen, um wenigstens das Leben ihrer Tochter zu retten. Währenddessen verliert die mit dem Polen Janek Kumiega verheiratete Engländerin Sophie in Warschau ihr Kind und muss allein mit der Trauer fertig werden, denn sie hat lange keine Nachricht von ihrem Ehemann mehr erhalten, der als Kampfpilot im Einsatz ist. Um sich abzulenken, setzt Sophie all ihre Kraft ein, die geknechtete jüdische Bevölkerung zu unterstützen, wenn sie sich selbst dabei in große Gefahr begibt… Cathy Gohlke hat mit „Das Medaillon“ einen sehr berührenden und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den Leser in die dunkelste Zeit des vergangenen Jahrhunderts zurückreisen lässt, um zwei starke Frauen kennenzulernen, die mit ihren Taten Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Liebe leben. Dass die Handlung auf tatsächlichen Begebenheiten beruht, erhöht den Authentizitätscharakter der Geschichte und macht sie noch interessanter, denn der Autorin gelingt es ausgezeichnet, Fiktion und Realität miteinander zu verknüpfen. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser schnell in polnische Warschau, wo er sich inmitten des Zweiten Weltkrieges über wechselnde Perspektiven an der Seite unterschiedlicher Protagonisten wiederfindet und Einblick in deren Gedanken- und Gefühlswelt erhält, während er ihr Schicksal hautnah mitverfolgt. Die Autorin lässt mit ihre Worten das Warschauer Ghetto nebst seinen Bewohnern und all seinen dort herrschenden Unmenschlichkeiten plastisch vor dem Auge des Lesers entstehen, der tief in das Schicksal der Menschen abtaucht und dabei eine Achterbahn der Gefühle erlebt, die noch lange nachhallt. Während das unerträgliche Leid der jüdischen Bevölkerung einem die Tränen in die Augen treiben, ist es vor allem die Menschlichkeit derjenigen, die unter größter Gefahr helfen und unterstützen, die einem großen Respekt abringen. Sowohl das Schicksal von Rosa und ihren Angehörigen als auch das von Sophie nebst ihren Lieben gehen unter die Haut. Die von ihnen gefällten Entscheidungen haben eine große Tragweite und man fragt sich während der Lektüre oftmals selbst, ob man solche Wege gewählt hätte. Gerade der christliche Glaube hat diesen Menschen in einer grausamen, trostlosen Zeit Mut und Hoffnung gespendet und über sich hinauswachsen lassen. Die Charaktere sind facettenreich gestaltet, ihre glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten machen sie dem Leser nahbar, der ihr Schicksal atemlos verfolgt. Rosa ist eine selbstlose Frau, die verunsichert und verängstigt eine weitreichende Entscheidung treffen muss, die ihr das Herz bricht, aber ein Leben rettet. Sophia ist eine Kämpfernatur, die einen großen Verlust erlitten hat und ihre Trauer in Kraft und Unterstützung für andere umwandelt. Die innere Zerrissenheit beider Frauen ist durchweg gut spürbar, jede Mutter kann ihre Gefühle nachvollziehen. Aber auch Itzak, Janek, Aina und viele mehr bereichern das Buch mit ihren Auftritten. „Das Medaillon“ ist ein Roman voller Leid, Trauer, Liebe, Hoffnung, Überlebenskampf und viel Mut. Fesselnd und wunderbar einfühlsam erzählt, trifft diese Geschichte den Leser mitten ins Herz, wo sie noch lange verbleibt, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight - Chapeau!!!