R. S.
Wenn die Vergangenheit dich einholt - stimmungsvoll aber mit inhaltlichen Schwächen Was mein Interesse an „Das siebte Mädchen“ von Stacy Willingham gleich als Erstes geweckt hat, war, das die Geschichte aus der Sicht der Tochter eines Mörders erzählt wird, was ich so bis jetzt noch nicht gelesen habe. Als Chloe zwölf Jahre alt war, verschwanden in ihrer Heimatstadt sechs Mädchen im Teenageralter, eines nach dem anderen. Der Albtraum endete schließlich, als ihr eigener Vater die Morde gestand und damit ihre Kindheit zerstörte und ihre Familie in Trümmern zurückließ. Jetzt, 20 Jahre später, werden wieder Mädchen vermisst. Und Chloe wird das Gefühl nicht los, dass es eine Verbindung zwischen den aktuellen Ereignissen und den Geschehnissen vor 20 Jahren gibt. Chloe leidet immer noch unter den Nachwirkungen ihrer Kindheit, so ist ihr Leben sehr von Angst geprägt, was sich auch in der düsteren und teils beklemmenden Stimmung im Thriller widerspiegelt. Die Idee war gut, doch leider konnte die Umsetzung mich nicht vollständig überzeugen. Zum einen nahm der Thriller erst zum Ende hin richtig an Fahrt auf. So verbringt man anfangs viel Zeit in Chloes Kopf, wird Zeuge ihrer Ängste und paranoiden Gedanken und wie sie versucht, diese mithilfe von Alkohol und verschreibungspflichtigen Medikamenten Herr zu werden und wie sie beim Versuch mehr darüber zu erfahren, was vor 20 Jahren passiert, ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts oder nur wenig angehen. Zum anderen war mir ziemlich schnell klar, wer für das Verschwinden der Mädchen verantwortlich war. Wenn man seine Erwartungen nicht zu hoch setzt, kann man mit dem Thriller dennoch gute Lesestunden verbringen. Die Handlung wartet mit ein paar Überraschungen und Spannung besonders zum Ende hin auf, sodass sich zusammen mit dem atmosphärischen Schreibstil das Buch angenehm und schnell liest.