miss_pageturner
Schon in der Vorschau hat das Cover meine Aufmerksamkeit geweckt und als ich dann die Teaser Überschrift “Düsteres Fantasy Märchen” las, war für mich schon klar, dass ich Tenebrae lesen wollen würde. Ein gefallener Held und eine ganz und gar nicht hilflose Prinzessin Tenebrae, was übrigens Latein für Finsternis ist, beginnt ohne viel Tara direkt in der Geschichte. Wir lernen den Ritter Arzhur kennen, einst ein strahlender Held, doch nun aufgrund eines Fehlers in der Vergangenheit ein Trunkenbold, der sich als Söldner verdingt. Als dann drei mysteriöse alte Frauen erscheinen und ihm für einen Auftrag nicht nur Gold, sondern auch die Wiederherstellung seiner Ehre versprechen, ist Arzhur natürlich mehr als willig den Handel einzugehen. Und der Auftrag klingt auch wir die perfekte Gelegenheit, um aus der Sache wieder als tugendhafter und bejubelter Ritter hervorzugehen: Eine Prinzessin soll aus einer von Monster bewachten Burg gerettet und ihrem Vater, dem König zurückgebracht werden. Doch was wie eine einfache Heldentat klingt, ist nicht das, was es zu sein scheint. Bei zwei geplanten Bänden zu je 80 Seiten kann sich jeder Denken, dass diese Heldenreise der anderen Art sehr zügig vonstattengeht und so ist es auch. Die Geschichte hält sich nicht mit allzu vielen Details auf und ist auch nicht sonderlich komplex, dafür hat sie einen hohen Unterhaltungswert. Arzhur und Islen als Protagonist*innen werden genug beleuchtet, dass man als Lese*in mit ihnen mitfiebert und die Geschichte hat genug Geheimnisse, die es zu lüften gilt, um konstant Spannung zu erzeugen. Die Handlung mag etwas geradlinig ablaufen, hat aber trotzdem den ein und anderen Twist vorzuweisen, die die klassische Heldenreise hinterfragen und wie schon der Teaser versprach, das Bild eines düsteren Märchens zeichnen. Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse, werden nochmals düsterer und lassen einen sich im Hinblick auf die Entwicklung der Charaktere sehr auf den zweiten Band freuen. Gekrönt wird die interessante Erzählung durch den wunderschönen Stil von Vincent Mallié. Die Mimik der Charaktere ist ausdrucksstark, selbst wenn mal nicht alle Details ausgearbeitet sind. Letzteres gilt vor allem für die drei Hexen, die oft nebulös und bedrohlich zugleich wirken. Sehr gut gefallen haben mir auch die Proportionen der Frauenfiguren. Unsere Prinzessin sieht nicht aus wie eine zarte Elfe, die in nächsten Moment droht davon geweht zu werden, sondern hat ein gesundes Gewicht und wirkt damit viel lebendiger. Und zum Schluss auch ein Lob an die tolle Kolorierung von Bruno Tatti, dem es meisterlich gelingt sowohl für die lichten, als auch düsteren Momente die richtige Farbstimmung auszuwählen. Fazit: Tenebrae erzählt keine allzu komplexe, aber dafür eine sehr unterhaltsame und spannende Geschichte, die mit düsteren Elementen spielt und klassische Helden hinterfragt. Begleitet von einem sehr ansprechenden Zeichenstil und stimmungsvolle Kolorierungen ist Tenebrae ein Leckerbissen für zwischendurch.