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Bücher in meiner Hand

Posted on 9.9.2022

Auf Frieda Bergmanns neuen Roman war ich sehr gespannt, erst recht als ich sah, dass er statt die in der Vorschau angegebenen 450 Seiten plötzlich 640 Seiten umfasste. Bei solch einer hohen Seitenzahl können sich leicht Längen ergeben, doch das war in "Sonnenblumentage" zum Glück nicht der Fall. Die vielen Seiten lasen sich leicht und es braucht tatsächlich fast alle Seiten, um beide Varianten der Geschichte zu erzählen. Vielleicht habt ihr euch auch schon manchmal selbst gefragt, was wäre, wenn ihr euch in dieser oder jenen Situation anders entschieden hättet. Wäre mein Leben ganz anders verlaufen? Wo würde ich jetzt sein? Mit wem? Und vielleicht habt ihr euch auch beim Lesen von Romanen auch schon mal vorgestellt, was wäre, wenn die Protagonistin sich ganz anders entschieden hätte. Manchmal ist man als Leserin ja nicht so einverstanden mit den Entscheidungen der fiktiven Figuren in den Büchern. Frieda Bergmann hat nun genau eine solche "Was wäre, wenn"-Geschichte vorgelegt. Ihre Protagonistin Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter in einem kleinen Dorf. Sie arbeitet als Floristin in der Gärtnerei ihrer Schwiegermutter in spe und bewohnt theoretisch eine kleine Mansarde, ist aber öfters eine Etage tiefer bei ihrem Freund anzutreffen. Als Marie sich mit ihren Tanten zu einem Wellnesswochenende trifft und dabei einiges nicht wie geplant klappt, stellt sie sich die Frage: bleiben oder doch nach Hause fahren? Ab diesem Zeitpunkt verläuft der Roman in zwei Ebenen - der "bleiben" und der "gehen"-Strang. In der einen Geschichte lernt sie neue Leute in ihrem Leben kennen, die ihr eine Perspektive geben könnten. Hoffnung und neue Inspiration, die sie nach dem Trauerjahr wieder willkommen heisst. Im anderen Strang arbeitet sie weiter für ihre Schwiegermutter und baut sich mit ihrem Freund eine Zukunft auf. Ich wusste schnell, welche Geschichte ich lieber für Marie hätte - meine Sympathiepunkte habe ich ganz schnell vergeben - aber ich war auch sehr gespannt, wie beide zu Ende gehen. Ich dachte erst, dass die beiden Geschichte ein gemeinsames Ende haben, zwei Wege, ein Ende. Aber es läuft auf zwei Wege und zwei Enden raus. Dies ist auch mein einziger Kritikpunkt, denn das eine Ende war gar nicht nach meinem Geschmack. Beim anderen Ende hätte man aber auch auf etwas verzichten können. Kurz gesagt: in beiden "Ende"-Varianten war mir zu viel Drama mit dabei. Die Wege dahin fand ich aber gut - beide. Dieser "Was wäre, wenn"-Ansatz finde ich klasse und es war interessant, sich auf die beiden Wege einzulassen. Das war mal ein total anderes Leseerlebnis. So was würde ich wieder lesen mögen, vielleicht dann nicht so ausführlich, aber generell würde mich sicherlich nochmals auf einen "Was wäre, wenn"-Roman einlassen. Ganz toll fand ich zudem, dass das Bild auf dem Cover und der Titel inhaltlich extrem wichtig sind und deshalb auch perfekt zum Inhalt passen. Jedes neue Kapitel ist mit "wenn sie bleibt" oder "wenn sie geht" und mit einem Sprichwort überschrieben. Wer wie ich die Übertitel nur schell überfliegt um im Lesefluss zu bleiben, bekommt gleich im ersten Satz mit, wo es nun gerade weiter geht, so dass man zu keiner Zeit ein Durcheinander mit den beiden Geschichten hat. Frieda Bergmanns Schreibstil ist flüssig. Sie macht es den Leserinnen leicht, sich die diversen Gebäude, Gärten und Blumensträusse bildlich vorzustellen. Einige der Charaktere mochte ich bedeutend lieber als andere, am liebsten aber mochte ich die Tanten und die Iren. Einige Überraschungen - auch in personeller Hinsicht - die beide Geschichten verbinden, sind enthalten und sorgen für Schmunzler , deshalb: Fazit: Was wäre, wenn... du diesen Roman einfach liest? :-) 4 Punkte.

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