Maya Rottenmeier
Ein Lesehighlight! Um was es geht: Obi ist zurück. Zurück aus den USA, zurück in Lübeck und damit zurück in Jaspers Leben, das von Stund an kopfsteht. Es ist nicht einfach: Bei diesem Buch ist es wahnsinnig schwer, eine Rezension ohne Spoiler zu verfassen und dennoch etwas vom Inhalt zu verraten, weshalb ich meine Meinung diesmal anders aufbaue. Los gehts: Nachdem mir in Band 1 gegen Ende etwas zu viel Drama lag, passt hier alles. Von Beginn an tauche ich in die Story ein, als gäbe es kein Morgen. Selten halten mich Worte so fest und berühren mich tief. An einigen Stellen poetisch, ein wenig melancholisch, immer wieder feurig und leidenschaftlich, romantisch und dabei offen und ehrlich, so präsentiert mir Omah ihre Figuren, die fantastisch ausgearbeitet sind. Ich fühle mich wie in einem Schleudergang in der Waschmaschine, so sehr wirbelt das Buch meine Emotionen durcheinander. Beim Lesen wird sofort klar, das Calla und Jasper voller Gefühle füreinander sind, doch leider ist in der Vergangenheit etwas geschehen, was für beide eine Rückkehr unmöglich macht. Durch eingewobene Rückblenden komme ich an den Anfang ihrer Beziehung und erlebe alles aus nächster Nähe mit. Omah spannt mich auf die Folter und lässt mich eine Weile rätseln, was zum Bruch geführt haben könnte und meine Gedanken sind flott unterwegs. Ich habe Gänsehaut rauf und runter, weil mich die inneren Kämpfe, die die beiden ausfechten, so sehr treffen. Wie gerne möchte ich sie in den Arm nehmen, beide, und ihnen sagen, dass alles wieder gut wird, aber so einfach ist das nicht. Beim Lesen leide ich Qualen, echt, mir geht ihr Herzschmerz total an die Nieren. Zu den Figuren kann ich nur sagen, dass ich sie liebe, alle beide mit ihren Ecken, Kanten und wundervollen Herzen. Was mein Herz betrübt: Erschreckend liest sich, wie sehr der Alltagsrassismus immer noch präsent ist. In der heutigen Zeit, mitten unter uns. Wo jeder aufgeklärter als der andere sein möchte, doch dabei nicht einmal die Grundformen des menschlichen Miteinander verinnerlicht hat. Mit Callas Augen erhält das alles einen wahnsinnig persönlichen Bezug und ich mag mir nicht ausmalen, wie vielen Anfeindungen und unbedachten Äußerungen sie täglich ausgesetzt ist. Mein Fazit: Mit „Nebelschimmer“ hat sich die Autorin unwiderruflich in mein Herz geschrieben. Es erstaunt mich, wie treffsicher sie mit Worten umgeht. Ihr Spiel und Klang erzeugen einen Sound in mir, der lange nachhallt. Authentische Charaktere, ein fesselnder und feinfühliger Schreibstil sowie ein lebendiges Setting, das mir alles aktiv vor Augen führt, runden mein Leseerlebnis ab. Dieses Buch wandert definitiv auf meine Highlight-Liste und jetzt kann ich kaum Band 3 abwarten. Von mir erhält „Nebelschimmer“ 5 fantastische Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.