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Aufgearbeitete ukrainische Familiengeschichte Fast schon grotesk, dass sich die Enkelin eines Flüchtlings aus der Ukraine, die es in die USA schaffte, nun einen Roman schreibt und ihrer Familiengeschichte auf den Grund geht und der Roman fertig ist kurz bevor der Krieg ausbrach und nun im Grunde brandaktuell ist und uns die Vergangenheit der Ukraine im UdSSR Kontext näherbringt. Erin Litteken begann sogar zu schreiben noch bevor der Konflikt auf der Krim entflammte 2014. Der Roman hat zwei Erzählstränge und verbindet sich dann. Der erste spielt 2004 und wir lernen Cassie kennen, die mit ihrer Tochter in Illinois lebt und kürzlich ihren Mann bei einem Autounfall verlor. Ihre Großmutter Bobby emigrierte aus der Ukraine in die USA und begann dort ein neues Leben. Da Cassie nicht so recht auf die Beine kommt nach ihrem tragischen Verlust schlägt ihre Mutter vor, dass sie bei Bobby einzieht, dort nach dem Rechten sieht und ihre Großmutter unterstützt, die so langsam alt wird und selbst von sich sagt bald zu sterben. Eine Win-Win-Situation. Der zweite Handlungsstrang beginnt 1929 in der Ukraine und erzählt die Lebensgeschichte von Katja. Es beginnt idyllisch auf dem Bauernhof ihrer Eltern bis Stalins Idee der Kolchosen und der Verstaatlichung mit aller erdenklichen Macht durchgedrückt wird, viele ihr Leben lassen und das Leben einfach nur noch unbarmherzig ist. Dieser Teil hat mich besonders erschüttert und zeigt eindrücklich wie die Verstaatlichung und Stalins harte Hand damals führte. Kein Entkommen und viel Elend. Mich hat der Roman aus zwei Gründen überzeugt. Er ist super leicht zu lesen und man taucht richtig schnell ein in die Geschichte. Erin Litteken hat hier einen guten Ton gefunden und auch beiden Strängen einen eigenen Ton gegeben. Auch die Übersetzung ist gelungen durch Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt. Der zweite ist noch offensichtlicher, denn es bringt einem Nahe wie das Verhältnis der ukrainischen Bevölkerung zur UdSSR entstanden ist und wie das ukrainische Volk schon damals enorm unter der harten Hand der UdSSR und Stalin litt. Der Strang in 2004 lockert den heftigen Teil zu Beginn der 30er Jahre in der Ukraine auf und es passt es super gut zusammen. In der Summe ein gutes Buch, dass auch noch historisch bereichert.