derduftvonbuechernundkaffee
Inhalt: Als Marionette in der Kulisse eines Zirkus ist Abby schon viel herumgekommen. Jeder Tag beginnt in einer neuen Stadt mit fremden, lachenden Menschen. Jeder Tag endet mit dem Lob von Jack, dem Puppenspieler. Abby ist gut, in dem, was sie tut. Sie jongliert mit seidenen Bällen und hat noch nie einen davon fallengelassen. Ihr bester Freund Urs der Bär ist stets an ihrer Seite. Doch auch, wenn Abbys Leben unbeschwert klingt, so ist es alles andere als frei. Abby ist an ihre Fäden gebunden. Ihr Alltag, der sich in Routinen und Handlungsmaximen auflöst, endet allabendlich in einem Käfig. Sie sehnt sich nach wahrer Freiheit. So fasst das Mädchen eines Tages einen Plan. Sie bricht aus dem Käfig aus und flüchtet. Der Rausch der Freiheit überkommt sie. Sie genießt den Sonnenschein und den endlosen Himmel, den Duft der bunten Blumen auf den endlosen Horizont. Doch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer. Denn vom Himmel herab ertönt der Ruf ihres Herrn, von Jack, dem Puppenspieler. Und die Häscher des Zirkusdirektors sind ihr auch schon auf den Fersen. Wird Abby die Freiheit finden, nach der sie sich Zeit ihres Lebens immer gesehnt hat? Meinung: Dem ein oder anderen wird das Bild auf dem Cover von „Abbys Traum“ vielleicht schon irgendwie bekannt vorgekommen sein. Kein Wunder, denn diese Geschichte basiert auf dem mehrfach ausgezeichneten Computer- und Konsolenspiel, „A Juggler's Tale“. Die Zeichnungen im Buch stammen von Kaleidoscube, einem deutschen Entwicklerstudio mit starkem Fokus auf Narration und Atmosphere, das bereits an verschiedenen Animationsfilmen und interaktiven Projekten gearbeitet hat. Die Autorin Laurel Snyder erzählt hier die Geschichte von Abby, einer Marionette, die sich wünscht aus ihrem Alltag und ihrer Gefangenschaft im Zirkus auszubrechen. Als Abby die Flucht gelingt, bemerkt sie, dass sie jedoch längst noch nicht wirklich frei ist. Denn die Schnüre, die sie an ihren Herren, den Puppenspieler Jack, binden, bestehen fort, als sie die große weite Welt für sich erkundet. Die Botschaft, die Laurel Snyder und das Team von Kaleidoscube hier rüberbringen wollen, ist universell und spiegelt die Erfahrungen vieler Menschen wider. Soziale Zwänge prägen den Alltag der meisten Menschen: Im Beruf heißt es Leistung zu bringen, ohne auf die eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Das Privatleben ist oftmals fremdbestimmt von gesellschaftlichen Vorgaben, ein tolles Haus, ein repräsentatives Auto und weiteres vorzeigen zu können. Damit ist das Glück des Individuums nur selten verbunden. Die Frage, die sich dem Leser hier unmissverständlich stellt, ist: Was ist Freiheit? Was bedeutet Freiheit für dich persönlich? Besonders hervorzuheben sind die Zeichnungen im Buch, die unglaublich atmosphärisch daherkommen. Sie sind mithilfe eines Illustrators entstanden, der Screenshots aus dem Spiel, „A jugglers Tale“, in Buchillustrationen umgewandelt hat. Besonders erwähnenswert ist hier das Spiel aus Licht und Schatten, das einerseits die schönen Momente in Abbys Leben, aber zugleich auch die Düsternis hervorragend einfängt und an den Leser weitergibt. Die Geschichte an sich wird zügig erzählt. Abby gelingt die Flucht aus dem Käfig. Ihr langjähriger Freund muss allerdings zurückbleiben. Wieso trauert Abby nicht? Auch die übrigen Figuren lassen nur leidlich Tiefe erkennen. Sie lassen sich auf wenige Charaktermerkmale festlegen und wandeln sich im Handlungsverlauf nicht. Aber: Es handelt sich um ein Kinderbuch. Daher kann man über diesen kleinen Kritikpunkt hinwegsehen. Fazit: „Abby Traum“ erzählt die bildgewaltige Geschichte eines Marionettenmädchens, das sich nach getaner Arbeit im Zirkus abends in einem Käfig wiederfindet. Abby sehnt sich nach Freiheit und möchte ihr Leben selbst bestimmen. Das Buch ist für Jung und Alt geeignet und vereint eine Formel aus Abenteuer und universellen Botschaften, denen man sich nur schwer entziehen kann. Die Geschichte lässt sich unter den Schlagworten Fremdbestimmung freier Wille, Normierung und Ausbeutung subsumieren. Die Illustrationen machen das Lese- oder Kinoerlebnis zu einer Erfahrung.